Ausgewaschen (2017)
Gemeinwesenorientierte Angebote für (junge) Männer im Rasteder Quartier "Dichterviertel" entwickeln
Ausgewaschen
Lessingstraße 24
26180 Rastede
Ansprechpartner*in:
Frank Ritterhoff
Handlungsfelder:
Soziale Aktivitäten und soziale Infrastruktur, Stadtteilkultur, Zusammenleben unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppen
Zielgruppe:
Männer, Jugendliche/junge Erwachsene (bis 26), Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
Kurzbeschreibung:
Das Projekt setzt im Dichterviertel in Rastede an. Nach der erfolgreichen Etablierung der Begegnungsstätte MitEinAnder in einer 3-Zimmerwohnung im Viertel ist es nun erforderlich, sich den Zielgruppen zu widmen, die auf absehbare Zeit nicht das Angebot der Begegnungsstätte annehmen werden: (junge) Männer. Das MitEinAnder ist seit Mitte 2015 etabliert und wurde schon bald von Frauen und Mädchen angenommen. Nähgruppen, eine Kochgruppe, Konversationstreffen und eine Mädchengruppe konnten binnen kurzer Zeit aufgebaut werden.
Diese schnelle Etablierung fand unter den veränderten Vorzeichen der stark gestiegenen Anzahl an Neuzugewanderten im Umfeld des Dichterviertels statt. Waren schon vor Beginn der Situation in 2015 ca. 80 % der Haushalte Transfergeldempfänger, so sind es aktuell nahezu alle Haushalte. Durch Umzüge – zumeist mit einer beruflichen Integration der wegziehenden Familien verbunden – freigewordene Wohnungen wurden im Regelfall durch Flüchtlingsfamilien neu bezogen. Die Wohnungen waren und sind häufig überbelegt.
Der bestehende Ortsteiltreff MitEinAnder wurde schnell von Frauen und Mädchen für sich entdeckt und in der Wahrnehmung der männlichen Bevölkerung des Dichterviertels und der Umgebung als Frauenort okkupiert. Männer gehen dort nicht hin und fühlen sich – nach den Ergebnissen kurzer Straßeninterviews – auch nicht erwünscht.
Gerade für die jungen Männer im Dichterviertel, aber auch in der direkten Rasteder Umgebung fehlt es an geeigneten Freizeitangeboten. Das nahe gelegene Waschhaus soll hierfür saniert werden. Im sanierten Waschhaus sollen Angebote entwickelt und umgesetzt werden, die sich an eine männliche Zielgruppe richten.
Um diesen Prozess erfolgreich gestalten zu können, soll u. a. ein eigener Quartiersfonds eingerichtet werden, der für Ideen der Bewohnerschaft zur Verfügung gestellt wird. Sofern möglich sollen die Männer bereits unter werkpädagogischer Anleitung bei der Sanierung des ehemaligen Waschhauses im Sinne von Empowerment und Wirkmächtigkeitserfahrung eingebunden werden.
Es ist vorgesehen im Waschhaus eine Ausstattung vorzuhalten, die sowohl Musikproben/Battle-Raps ermöglicht, als auch zum Schrauben und Reparieren von Fahrrädern, etc. Material bereithält. Weitere Ideen der Nutzung werden vor Ort in Planungswerkstätten gemeinsam mit den Bewohnern erarbeitet.
Trotz klarer räumlicher und zielgruppenspezfischer Trennung gibt es voraussichtlich nutzbare Synergien zwischen dem MitEinAnder und dem Projekt.
Ausgangslage / Problem:
Das Dichterviertel ist eine in den 1960er Jahren errichtete Werkssiedlung der nahe gelegenen Heizungsfabrik Broetje. Die Werksarbeiter wohnen seit langem nicht mehr dort. Stattdessen setzt sich die Bewohnerschaft aus sozial schwachen Haushalten in prekären Lebensumständen zusammen (Anteil der Haushalte mit Transfergeldempfang über 80 %). Der Anteil an Migranten war schon im Jahr 2015 überdurchschnittlich hoch für die Gemeinde Rastede. Seitdem das Dichterviertel als Durchlauferhitzer für Neuzugewanderte(vgl. Häußermann/Siebel 2010) fungiert, hat sich die soziale Lage des Viertels im Vergleich zur Gemeinde noch verschlechtert. Es handelt sich um eine klassische pocket of poverty(Daniels/Kennedy/Kawachi 2000).
Die Bewohnerschaft hat sich in den letzten zwei Jahren durch die Zuwanderungssituation und veränderte kommunale Belegungspolitiken bedingt noch einmal verändert. Das Dichterviertel ist das Neuzugewandertenviertel geworden.
Für Frauen und Mädchen besteht ortsnah mit dem MitEinAnder ein erfolgreiches Zentrum, das als Anlaufstelle, Treffpunkt und Beratungsstelle fungiert. Direkt an der Autobahn gelegen fühlen sich die Bewohner abgeschoben und alleingelassen. Eine eigene Viertelidentität existiert nicht. Durch die Durchmischung verschiedenster Ethnien auf engstem Raume ist es auch nicht zur Entstehung einer ‚ethnic community‘ als Ressource gekommen.
Um den männlichen Bewohnern des Viertels eine Anlaufstelle zu bieten soll die Waschküche saniert werden, sollen dort bedarfsgerechte Angebote entwickelt und umgesetzt werden und soll so niedrigschwellig Sozialarbeit und Beratungsarbeit ermöglicht werden – insbesondere für die besonders gefährdete Gruppe der jungen Männer.
Jahresziel:
Sanierung des ehemaligen Waschhauses unter Einbeziehung der Bewohnerschaft
Einrichtung eines Begegnungszentrums
Maßnahme:
Die Sanierung des Waschhauses umfasst u. a. den Einbau einer Gasheizung, das Abklopfen des Putzes inkl. weiterer Malerarbeiten sowie die Ausstattung mit angemessenem Material für die Durchführung von Veranstaltungen für die Zielgruppe (z. B. Karaoke-Maschine, DJ-Pult, etc.).
Einbeziehung der Bewohnerschaft bei der Sanierung - werkpädagogische Anleitung
Maßnahme:
Teile der Arbeiten, die zur Sanierung des Waschhauses notwendig sind, können und sollen gemeinsam mit den Bewohnern umgesetzt werden - unter fachkundiger, pädagogischer Anleitung. Dies umfasst nicht den Einbau der Heizung. Malerarbeiten sowie die gesamte Gestaltung des Innenraumes können jedoch mit
Durchführung von Planungswerkstätten zur Umgestaltung der ehemaligen Waschküche
Maßnahme:
Planungswerkstätten und - workshops mit den Bewohnern können direkt vor Ort in der noch nicht sanierten Anlage durchgeführt werden und sollen dazu dienen das Interesse und die Selbstorganisationkräfte der Bewohner von Beginn an zu stärken bzw. zu wecken.
Jahresziel:
Etablierung einer Begegnungsstätte für (junge) Männer
Schaffung von sinnvollen Freizeitangeboten
Maßnahme:
Auf Basis der Planungswerkstätten wird das Waschhaus saniert. Nach der Umsetzung sollen Angebote entwickelt werden, die sich ebenfalls an den Ergebnissen der Workshopergebnisse orientieren. Für den Fall, dass die Angebote (Fahrradwerkstatt, HipHop-Abende, Männerabende, etc.) nicht den Bedürfnissen e
Schaffung eines Ortes, der niedrigschwellige Sozialarbeit ermöglicht
Maßnahme:
Niedrigschwellige soziale Arbeit kennzeichet sich u. a. dadurch, dass sie dort stattfindet, wo sich der Klient befindet. Ein Problem der gegenwärtigen Situation ist, dass hilfebedürftige Personen ihre Wohnung kaum verlassen und sich nicht an offenen Orten und Begegnungsstätten mit einem Mindestmaß a
Von Bewohnern getragene Angebotsentwicklung
Maßnahme:
Um den Bewohnern und ihren Bedürfnissen nicht nur in der Anfangsphase im Rahmen der erwähnten Planungswerkstätten Gewicht zu verleihen, soll ein Quartiersfonds eingerichtet werden, dessen Funktionsweise denen der Erfahrungen der Berliner Ausgestaltung des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt gleicht
Ansatz GWA/QM:
Gemeinwesenarbeit zielt darauf ab, Menschen dazu zu befähigen und zu unterstützen ihre eigenen Bedürfnisse zu entdecken und zu artikulieren - im Regelfall nicht nur auf der Individualebene, sondern im Kontext eines sozialen Raumes. Sozialer Raum wird dabei nicht nur geographisch, sondern im Wesentlichen sozialwissenschaftlich verstanden (vgl. Martina Löw). Die Bedeutung des sozialen Raums in der Gemeinwesenarbeit und allgemein für die Entwicklung von Lebenschancen ist Thema der Stadtforschung, die zurückreicht bis in die Gründungszeit der Chicago School of Sociology durch Robert Ezra Park in den 1920er Jahren. Die Bedeutung eines lokalen Gemeinwesens für die Entwicklungs- und Lebenschancen der Bewohnerschaft, verhandelt unter dem Begriff 'Quartierseffekte' ist unbestritten. Während in den USA traditionell eher der Ansatz 'Moving to Opportunity', also der Umzug, als Option zur Verbesserung der Lebenschancen gewählt wird (wohnungsmarkttheoretisch auch als trickle-down-Theorie bekannt) wird im EU-Raum und in Deutschland eher die behutsame Sanierung unter Einbindung der Bewohnerschaft als Strategie verfolgt - von der behutsamen Erneuerung in Berlin-Kreuzberg in den 1980er Jahren, über das EU-Förderprogramm URBAN bis hin zum Bund-Länder-Programm Soziale Stadt.
Im konkreten Fall soll ein Gemeinwesen überhaupt erst geschaffen werden, da dieses durch die Bewohnerfluktuation äußerst fragil geworden ist.
Qualitätsstandards:
8. Infrastruktur entwickeln
1. Menschen stehen im Zentrum
Name des Projektgebietes:
Rastede Dichterviertel
Stadttyp:
Mittelstadt (20.000 - 100.000 Einwohner)
Einwohnerzahl des Projektgebietes:
350
Quelle / Anmerkungen:
Datengrundlage sind Zahlen der Gemeinde aus dem Jahr 2015, die um lokales Expertenwissen um Überbelegungen ergänzt worden sind
Abgrenzung des Projektgebietes:
Abgegrenzt ist das Gebiet durch Wiesen sowie einen kleinen Wald, einen Baumschulbetrieb und die direkt angrenzende Autobahn vom Rest der Ortschaft. Nördlich auf dem Weg in die Ortschaft liegt direkt die örtliche Förderschule für lernbeeinträchtigte Kinder und Jugendliche.
Das Projektgebiet liegt im Programmgebiet „Sozialer Zusammenhalt“:
nein
Projektgebiet geprägt durch:
Deutlich abgegrenztes Gebiet in städtische Randlage, Hohe Einwohnerdichte, Wenig attraktives Wohnumfeld, Anonyme Frei- und Grünflächen mit Defiziten in der Aufenthaltsqualität, Erhöhte Emissionsbelastung, Fehlende Infrastruktur (Soziales, Kultur, Bildung, Sport, Freizeit und Verkehr), Fehlen von Einrichtungen mit Treffpunkt-Charakter, Ein schlechtes Gebietsimage, Starke und übermäßig schnelle Veränderung der Bewohnerstruktur, Vermehrten Zuzug von Geflüchteten, Zunahme von Transferleistung
Merkmale des Projektgebietes:
Anteil Kinder (bis 14 Jahre)
Anmerkung:
Kombination diverser Datensätze. Daher nur ca. Angaben
Projektgebiet:
28 %
Gesamtstadt:
0 %
Sonstige:
0 %
Ausländische Bewohner*innen
Anmerkung:
Quelle: Einwohnermeldeamt fernmündlich mitgeteilt
Projektgebiet:
58 %
Gesamtstadt:
0 %
Sonstige:
0 %
Anteil der älteren Bewohner*innen (ab 60 Jahre)
Anmerkung:
Quelle: Einwohnermeldeamt fernmündlich mitgeteilt
Projektgebiet:
10 %
Gesamtstadt:
0 %
Sonstige:
0 %
Jugendliche/junge Erwachsene (bis 26 Jahre)
Anmerkung:
Quelle: Einwohnermeldeamt fernmündlich mitgeteilt
Projektgebiet:
23 %
Gesamtstadt:
0 %
Sonstige:
0 %