Seit Herbst 2017 ist das Projekt "Gemeinsam Lamspringe" in der Gemeinde im Vorharz gestartet. Zuerst musste eine passende Räumlichkeit gefunden werden, die als Anlaufstelle dient und Platz für Beratungs- und Begegnungsangebote bietet. Seit der Einweihung im Dezember finden dort regelmäßig Sprechstunden der Migrations-, Jugendamts- und Rentenberatung statt. Außerdem bieten sowohl die hauptamtlich Mitarbeitenden als auch Ehrenamtliche Veranstaltungen und Kurse an. Zusätzlich zu den konkreten Veranstaltungen gibt es offene Sprechstunden bzw. Zeiten, in denen das Projektpersonal vor Ort ist, um zur Verfügung zu stehen, wenn jemand Gesprächsbedarf hat.
Durch das Vorhalten von Informationen zu verschiedenen Themen und über Einrichtungen in der Region sowie Aushänge am gemeinsam gestalteten "Schwarzen Brett" wird die Möglichkeit zur Vernetzung, Nachbarschaftshilfe und Bildung gegeben.
Das alles führt dazu, dass die Bewohner*innen miteinander ins Gespräch kommen, Gemeinsamkeiten und/oder Handlungsbedarfe festgestellt und Pläne gemacht werden. Bereits Aktiven wird eine Räumlichkeit und ein Zusammenhang dafür geboten, andere können interessiert und aktiviert werden.
Jemand, der sich sehr aktiv im Treffpunkt einbringt, ist der Heimatpfleger der Gemeinde, der gleichzeitig auch für Tourismus zuständig ist. Oder wie es hier heißt: Fremdenverkehr. Er gestaltet eins der beiden Schaufenster, hat einen kompletten Ständer mit Flyern, Wanderbroschüren u.a. gefüllt und im Gespräch haben sich viele Schnittmengen und Ideen entwickelt, wie über das Thema Heimat Menschen zusammengebracht werden können.
Nach der Anlaufphase und dem Erfassen der Bedarfe im Jahr 2018, soll es 2019 noch stärker darum gehen, gemeinsam zu erarbeiten, wer und was alles Teil von Lamspringe ist und wie es geschafft werden kann, dass sich alle Menschen dort heimisch fühlen. Dies soll in Kooperation mit dem Heimatpfleger und dem Netzwerk aus örtlichen Einrichtungen und Vereinen wie bspw. dem NABU gemacht werden. Dazu sollen u.a. Workshops veranstaltet und die Ergebnisse in Form einer Ausstellung im Treffpunkt und verteilt über die ganze Gemeinde präsentiert werden. Gemeinsame Begehungen des Gebiets, um die Ausstellung anzuschauen, greifen auch die räumliche Dimension des gemeinsamen Lebensraums der Bewohner*innen auf.
Das nachhaltige Einbinden weiterer gesellschaftlicher Gruppen in das aktive Gemeinwesen statt eines nebeneinander her Lebens und das Auseinandersetzen mit Heimat ist das Ziel.
Obwohl das Projekt grundsätzlich gut angelaufen ist, ist es nach wie vor schwierig zu erreichen, dass nicht nur die häufig sowieso schon aktiven Menschen sich einbringen oder die Angebote wahrnehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es gibt einerseits eine Konsum- und Anspruchshaltung und andererseits ein geringes Selbstwertgefühl bei vielen Bewohner*innen, was das aktive Mitgestalten des Projekts begrenzt. Des Weiteren konnte beobachtet werden, dass wenn tatsächlich andere Menschen, als lediglich die üblichen bekannten Gesichter, an Veranstaltungen wie bspw. dem "Abend der Begegnung" teilnehmen, einige Menschen mit Ablehnung reagieren. Das sind durchaus Menschen, die sich selbst wohl als offen und tolerant bezeichnen würden. Doch wenn zu einer Veranstaltung, die ursprünglich für die Begegnung zwischen Neuzugewanderten und Alteingesessenen geschaffen wurde, nicht nur die Geflüchteten und die ehrenamtlichen Pat*innen sondern auch Menschen mit Behinderung aus den Lammetalwerkstätten kommen, wird direkt oder indirekt kundgetan, dass man das als störend empfinde.
Während die Arbeit anfangs noch sehr allgemein war, konkretisiert sie sich zusehends durch die aktuelle Förderung. Nachdem es momentan noch darum geht, grundsätzlich Menschen zusammenzubringen, ihre Bedarfe zu ermitteln und sie zu aktivieren, wird zukünftig der Prozess noch stärker auf die gleichberechtige Teilhabe im öffentlichen Raum und dem Gemeinwesen abzielen. Dies soll durch den Projektschwerpunkt Heimat geschehen. Durch das Befassen mit sich selbst, den anderen und dem gemeinsamen Lebensraum soll mehr Verständnis füreinander und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt werden.