Das Wohnquartier „Goosmanns Tannen" liegt am nördlichen Stadtrand der Mittelstadt Lingen (Ems), in welchem ca. 1500 Bewohner*innen leben. Trotz Stadtrandlage mit hohem Grünflächenanteil, ist die Qualität der Infrastruktur als mangelhaft zu bezeichnen, was dazu führt, dass die bereits begrenzte Teilhabe der Anwohner*innen aufgrund sozialer und wirtschaftlicher Benachteiligung noch weiter eingeschränkt ist. In Goosmanns Tannen leben überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationshintergrund, überdurchschnittlich viele Menschen beziehen Transferleistungen und befinden sich in problematischen Lebenssituationen.
Das Projekt "Gemeinwesen Goosmanns Tannen" orientiert sich an diesen Bedingungen und strebt eine Selbstbestimmung der Bewohner*innen an. Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der subjektiven Lebensqualität, das Erreichen von Autonomie und die Vertretung und Kommunikation von Interessen und Bedürfnissen in der Öffentlichkeit; zur Imageverbesserung und zur Überwindung von Strukturbenachteiligung. Dabei werden drei zentrale Schwerpunkte gesetzt: Beteiligung und Selbstbestimmung im Sinne politischer Autonomie; Begegnung und Zugang; Unterstützung und Begleitung.
Beteiligung: Bürgerrat, Aktivierung
Zentraler Inhalt des Projektes ist die Gestaltung einer quartiersbezogenen und -ansässigen Interessenvertretung (Stadtteilgremium) zur Entwicklung, Formulierung und Kommunikation quartiersbezogener Ziele und Visionen. Kooperative Schulungsangebote vermitteln Kompetenzen, welche dazu befähigen, öffentlichkeitswirksam Interessen und Bedürfnisse sachgerecht zu kommunizieren und durchzusetzen.
Begegnung: Cafè 107
Die mangelhafte Infrastruktur des Wohnquartiers wird durch ein Begegnungscafè erweitert. Hier können Menschen unterschiedlicher Herkunft und Alter (Auswirkungen des demografischen Wandels) niedrigschwellig in Kontakt treten. internationale Speisen, zubereitet durch eine Projektgruppe, dienen neben bedarfsorientierten Angeboten als kommunikative Brücke sozialer und interkultureller Interaktion. So werden interkulturelle Kompetenzen gefördert und ein begleiteter Erfahrungsraum zur Kompensation von Problemlagen und Konflikten geschaffen.
Unterstützung: systemische Sozialberatung
Den Anwohnern*innen wird systemisch, klientel- und lösungsorientiert Beratung, Begleitung und Vermittlung angeboten. Dies bedeutet Nutzbarmachung/Generierung von Netzwerken und Anbindung anderenorts ansässiger Infrastruktur in Form von Bildung, Versorgung und Teilhabe.
Der Stadtteiltreff Abenteuerspielplatz ist eine Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Lingen und bildet die zentrale Anlaufstelle im Wohnquartier „Goosmanns Tannen". Ursprünglich als Ferienpassangebot geplant, hat sich die Einrichtung im Laufe der letzten Jahrzehnte mehr und mehr zu einer Einrichtung entwickelt, die neben Freizeitbetreuung besonders die Bedürfnisse und Interessen der ansässigen Bewohner*innen vertritt, welche bei der Gestaltung ihrer Umwelt und der Korrespondenz mit dieser eine Vielzahl an Problemen zu bewältigen haben. Durch einen steten Anstieg von Hilfeersuchen vielfältigster Art und "Schwere", erhält die Einrichtung immer deutlicher den Auftrag durch die Bewohnerschaft, das Angebot zu erweitern und mit gezielten Maßnahmen Benachteiligungen zu thematisieren und auf Problemlagen aufgrund wirtschaftlicher und sozialer Benachteiligung zu reagieren. Auch geht es darum, Stereotype zu entkräften und das Negativ-image des Wohnquartiers aufzuwerten sowie sozialen und interkulturellen Konflikten, Gewaltbereitschaft und Rassismus entgegenzuwirken. So wird eine ganzheitlich und nachhaltige, selbstbestimmte und -initiierte positive Entwicklung des Lebensumfeldes und der empfundenen Lebensqualität ermöglicht. Diese Aktivierung ist durch das Projekt erreichbar, mit den bisweilen zur Verfügung stehenden Mitteln allerdings nicht umsetztbar.
Goosmanns Tannen unterscheidet sich sozioökonomisch erheblich von restlichen Wohngebieten der Stadt. Es verfügt weder über Kindertagesstätten, noch über quartieransässige Vereine oder über Einkaufsmöglichkeiten. Aus einem benachteiligten Quartier ist längst ein benachteiligendes Quartier geworden.