Gelegen zwischen Rangierbahnhof und Durchgangsstraße ist das Projektgebiet in Letter symptomatisch für einen eng besiedelten Vorort, in der Menschen zwar wohnen - aber nicht mit hoher Aufenthaltsqualität gemeinsam leben – geschweige denn ihr Umfeld gestalten können.
Die fünf Straßenzüge sind zugebaut – nahezu ausschließlich Geschosswohnungsbau bestimmt das Bild. Wegen des Sanierungsstaus sind die Mieten noch vergleichsweise niedrig, daher wohnen vorwiegend Menschen mit geringem Einkommen im Viertel. Entsprechend finden sich viele Menschen im Leistungsbezug, unterdurchschnittlich wenige Senioren, dafür umso mehr Jugendliche, aber auch überdurchschnittlich viele Menschen mit Migrationsgeschichte. Auch die Stadt nutzt den günstigen Wohnraum für die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten. Es herrscht somit eine Vielzahl von unterschiedlichen Soziallagen und Lebensbedingungen vor.
Wenn unter Quartier ein sozialer Lebensraum verstanden werden soll, in dem Menschen nicht nur ein Dach über dem Kopf finden, sondern die Chancen und die Möglichkeiten haben sollen, ihr Lebensumfeld selbstwirksam und als Gemeinschaft eigenverantwortlich zu gestalten, dann muss auf diese Herausforderungen eingegangen werden. Es bedarf einer Aktivierung und Stärkung des nachbarschaftlichen Potentials der Bewohnerinnen und Bewohner.
Dies soll durch die Einrichtung eines Gemeinwesenbüros erreicht werden. Dieses dient als zentrale Anlaufstelle bei Problemstellungen und Schwierigkeiten in der Nachbarschaft und als Treffpunt für Austausch, Gemeinsamkeit und Zusammenleben. Eine Fachkraft für Gemeinwesenarbeit steht zudem für Beratungen und Begleitung von lokalen Initiativen zur Verfügung.
Ziel ist es, dass sich Bewohner:innen des Quartiers als selbstwirksam in der Gestaltung des eigenen Lebensumfeldes wahrnehmen und dass sich ein starkes, integratives Gemeinwesen entwickelt, das die eigenen Stärken und Ressourcen für die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität im Quartier nutzt und strategisch einsetzt.
Das Projekt umfasst drei Phasen, die sich auf die drei Projektjahre verteilen:
1. Kontextanalyse und Bedarfserhebung zur Stärkung der Selbstwirksamkeit und der Lebensqualität im Quartier
2. Ausgestaltung des Lebensumfeldes – auch in Kooperation mit benachbarten Quartieren
3. Ausbau und Stärkung der gewachsenen Nachbarschaftsstrukturen und Verstetigung der Koordination
Das Projektgebiet ist ein eng bebautes, reines Wohngebiet mit geringer Aufenthaltsqualität. Wegen des vorhandenen Sanierungsstaus sind die Mieten vergleichsweise niedrig und daher für Leistungsbeziehende und Geringverdienende erschwinglich. Der Anteil von Bedarfsgemeinschaften im SGB II-bezug im Quartier liegt deutlich über dem Ortsschnitt.
Acht Prozent der im Stadtgebiet angemieteten dezentralen Wohnungen für die Unterbringung von Geflüchteten befinden sich in den zwei Hauptstraßen des Quartiers. Klassische Sozialwohnungen mit Belegrecht durch die Stadt gibt es nur vereinzelt. Eine hohe Fluktuation unter den Bewohnenden ist nicht auszumachen.
Der Anteil an Kindern und Jugendlichen ist hoch, der an Senioren über 65 hingegen deutlich unter dem Durchschnitt. Zudem gibt es einen sehr hohen Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte, die oft schon lange oder in der zweiten Generation in Deutschland leben. Die Wahlbeteiligung im Wahlbezirk, zu dem das Quartier gehört, lässt vermuten, dass politische Partizipation und Teilhabe keinen hohen Stellenwert genießen.
Die Wirkungsbereiche der Bewohner:innen im Quartier sind äußerst eingeschränkt. Das Quartier dient derzeit daher nur als Ort des Wohnens, nicht als Ort der Versorgung oder der Freizeit und vor allem nicht als Ort der Begegnung und sozialen Interaktion.
Das Gebiet zwischen Gerhart-Hauptmann- und Lange-Feld-Straße ist wenig attraktiv ist und bietet nur eine geringe Wohn- und Aufenthaltsqualität. Chancen zur Steigerung der gemeinsamen Lebensqualität bleiben ungenutzt, da Menschen eher anonym bleiben und sich keine proaktiven Nachbarschaftsinitiativen herausbilden. Dadurch kann auch keine soziale Integration erwachsen.