Im Stadtteil Neumünden (Stadt Hann. Münden) wird ein Prozess des friedlichen Zusammenlebens unter multiethnischen Anwohnern entwickelt. Das soll mit interaktiver Entwicklung von Angeboten für und mit Anwohnern erreicht werden. Für diese Vielfalt in Neumünden wurde ein Begegnungszentrum mit einem Projektkümmerer errichtet. Der Landkreis Göttingen als Eigentümer hat die Baumaßnahmen für das ehem. Vereinskrankenhaus, in dem das Begegnungszentrum entsteht, bereits weitestgehend abgeschlossen. Mit dem beantragten Projekt "Vielfalt in Neumünden leben" soll das Begegnungszentrum sowie der angeschlossene Inklusionsbetrieb Bistro nun mit Leben gefüllt werden. Damit wird die soziale Struktur in Neumünden verbessert und Defizite im Gemeinwesen behoben. Ein qualifizierter Kümmerer/Gastgeber soll sich v.a. um Organisation, Planung, Administration, Öffentlichkeits- & Netzwerkarbeit sowie die Unterstützung von selbstorganisierten Aktivitäten kümmern.
Im Begegnungszentrum sollen für generations- und kulturübergreifende Zielgruppen mit variierenden Problemlagen passende Hilfsformen und Angebotsstrukturen entwickelt und installiert werden, welche im Sozialraum bisher nicht vorhanden bzw. defizitär sind.
Darauf sind auch die drei Hauptziele des Projekts ausgerichtet.
1. Es sollen religionsübergreifende und interkulturelle Begegnungsformate, z.B. Stadtteilfeste, Sport-, Kultur oder Kunstangebote entwickelt und umgesetzt werden.
2.Das Begegnungszentrum soll als ein Ort für selbstorganisierte Aktivitäten der Bevölkerung dienen. Zu diesem Zweck wird ein offener Treff eingerichtet und Menschen mit/ohne Migrationshintergrund werden bei der Begegnungsarbeit unterstützt. Es wird angebahnt, den Treffpunkt-Ansatz durch örtliche Initiativen selbsttragend fortzuführen.
3.Die Zentrierung und Vernetzung der Beratungs- und Unterstützungsangebote für verschiedene im Stadtteil lebende Zielgruppen soll einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung leisten.
Einige Baumaßnahmen, z.B. die Spielflächen, sind bereits beendet wurden. Die Fertigstellung d. restl. Baumaßnahmen, wie dem Bistro, erfolgt bis zur zweiten Hälfte 2019. Damit einher gehen auch die Belebung des Begegnungszentrums und die Umsetzung der Begegnungsformate. Durch das Projekt sollen die Bürger in Detailplanungen des Bistroangebots und der Räume des Begegnungszentrums einbezogen werden. Ein partizipativer Projektbeirat begleitet die konzeptionelle und operationelle Arbeit während der Projektlaufzeit.
Hann. Münden (HMÜ) liegt im südlichen Bereich von Nds, unmittelbar an der Grenze zu Hessen, zwischen den beiden Oberzentren Göttingen und Kassel. Obwohl die Lage eine gute Verkehrsanbindung bietet, ist die soziale Infrastruktur in HMÜ unzureichend. Dies zeigt sich bspw. an der Abwanderung der jungen Generation in die umliegenden größeren Städte.
Neben einer hohen Jugendarbeitslosigkeit ist auch der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund (MHG) mit ca. 17,4% und im Innenstadtbereich mit mehr als 35% überdurchschnittlich hoch. Im Stadtteil Neumünden liegt der Anteil von Personen mit MHG mit ca. 20% der Gesamtbevölkerung deutlich über dem Landes- und Kreisdurchschnitt. Außerdem wurde in den letzten drei Jahren eine Vielzahl von Flüchtlingen in HMÜ und Umgebung untergebracht. Insbesondere in Neumünden ist die Kommunikation zwischen den minderjährigen unbegleiteten Ausländern und den Jugendlichen ohne MHG besonders von Missverständnissen und Problemen geprägt, die durch Vorurteile und Ängste entstehen.
Überproportional viele Bürger sind auf staatl. Hilfsleistungen bzw. die Grundsicherung nach dem SGB II angewiesen. Dies zeigt, dass in Neumünden besonders viele sozial schwache Familien mit und ohne MHG leben. Daraus resultiert der Ruf als Konzentrationspunkt für die sozial benachteiligte Bevölkerung.
Insgesamt kann kaum von einer gewachsenen Gemeinschaft gesprochen werden. So wurde ermittelt, dass sich bei Begegnungen speziell in den Bildungseinrichtungen, auf öffentlichen Plätzen, bei der karitativen Organisation sowie im nachbarschaftlichen Zusammenleben latente und offene Spannungen, Verständigungsschwierigkeiten und interkulturelle Konflikte im Umgang ergeben.