Im Stadtteil Neumünden wird ein Prozess des friedl. Zusammenlebens unter multiethn. Anwohnern implementiert. Für diese Vielfalt wurde ein Begegnungszentrum (BZ) mit einer Projektkümmerin errichtet. Der LK Göttingen als Eigentümer hat die Baumaßnahmen für die Räumlichkeiten im Haus der Nationen im Stadtteil Neumünden, in denen das BZ entsteht, bereits abgeschlossen. Im ersten Projektjahr wurden bereits in einem interaktiven Beteiligungsprozess Angebote für und mit Anwohnern etabliert. Nun werden mit Teilprojekten wie z.B. regelm. Kochabenden, gem. Feiern, Frauencafé, HA-Hilfe u. Familienseminaren das BZ sowie der angeschlossene Inklusionsbetrieb Bistro mit Leben gefüllt. Damit wird die Sozialstruktur im Stadtteil merklich verbessert u. Defizite im Gemeinwesen werden behoben. Eine Kümmerin beschäftigt sich mit Organisation, Planung, Öffentlichkeits- & Netzwerkarbeit sowie mit Unterstützung u. Aufbau v. selbstorganisierten Aktivitäten v. Anwohnern. Im Folgejahr werden im BZ für generations- u. kulturübergreifende Zielgruppen mit variierenden Problemlagen geeignete Hilfsformen u. Angebotsstrukturen ausgebaut u. optimiert, welche im Sozialraum bisher nicht vorhanden/defizitär sind. Darauf sind auch die drei Hauptziele des Projekts ausgerichtet. 1. Es sollen religionsübergreifende u. interkulturelle Begegnungsformate, z.B. Stadtteilfeste, Sport-, Kultur o. Kunstangebote entwickelt u. umgesetzt werden. 2. Das BZ soll als ein Ort f. selbstorganisierte Aktivitäten der Bevölkerung dienen. Zu diesem Zweck wird ein offener Treff eingerichtet u. Menschen mit/ohne Migrationshintergrund werden bei der Begegnungsarbeit unterstützt. Der Treffpunkt-Ansatz wird durch örtliche Initiativen selbsttragend fortgeführt, z.B. multikulturelle Männerrunden, Seniorentreffs, Spieletreff, Selbsthilfegruppen, wie zivilgesellschaftliche Umweltinitiativen. 3. Die Zentrierung u. Vernetzung der Beratungs- u. Unterstützungsangebote f. versch. im Stadtteil lebende Zielgruppen wird einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung leisten, z.B. die Sprechzeiten von Suchtberatungsstelle/ProFamilia als Erstkontakt, Weiterleitung dieser Bedarfe an Fachdienste, ständige Bedarfsermittlung durch Anwohnerbefragungen. Durch das Projekt sollen die Bürger weiterhin in Detailplanungen des Bistroangebots und der zukünftigen Nutzung Räume des BZ einbezogen werden. Ein partizip. Projektbeirat (multiethn.) begleitet die konzeptionelle u. operationelle Arbeit während der Projektlaufzeit.
Hann. Münden (HMÜ) liegt im südlichen Bereich von Nds, unmittelbar an der Grenze zu Hessen, zwischen den beiden Oberzentren Göttingen und Kassel. Obwohl die Lage eine gute Verkehrsanbindung bietet, ist die soziale Infrastruktur in HMÜ unzureichend. Dies zeigt sich bspw. an der Abwanderung der jungen Generation in die umliegenden größeren Städte. Neben einer hohen Jugendarbeitslosigkeit ist auch der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund (MHG) mit ca. 17,4% und im Innenstadtbereich mit mehr als 35% überdurchschnittlich hoch. Im Stadtteil Neumünden liegt der Anteil von Personen mit MHG mit ca. 20% der Gesamtbevölkerung deutlich über dem Landes- und Kreisdurchschnitt.
Außerdem wurde in den letzten drei Jahren eine Vielzahl von Flüchtlingen in HMÜ und Umgebung untergebracht. Insbesondere in Neumünden ist die Kommunikation zwischen den minderjährigen unbegleiteten Ausländern und den Jugendlichen ohne MHG besonders von Missverständnissen und Problemen geprägt, die durch Vorurteile und Ängste entstehen. Überproportional viele Bürger sind auf staatl. Hilfsleistungen bzw. die Grundsicherung nach dem SGB II angewiesen. Dies zeigt, dass in Neumünden besonders viele sozial schwache Familien mit und ohne MHG leben. Daraus resultiert der Ruf als Konzentrationspunkt für die sozial benachteiligte Bevölkerung. Insgesamt kann kaum von einer gewachsenen Gemeinschaft gesprochen werden. So wurde ermittelt, dass sich bei Begegnungen speziell in den Bildungseinrichtungen, auf öffentlichen Plätzen, bei der karitativen Organisation sowie im nachbarschaftlichen Zusammenleben latente und offene Spannungen, Verständigungsschwierigkeiten und interkulturelle Konflikte im Umgang ergeben.