Das Modellprojekt JuLeiQua (Jugendleiter*innen im Quartier) will die soziale Teilhabe von mehrfachbelasteten Communities ermöglichen, um die Lebensverhältnisse u. die soziale Kohärenz in der Weststadt zu verbessern. Zugänge der professionellen GWA zu diesen Gruppen haben wir über die Anliegen von Jugendlichen geschaffen, die vereinzelt auch als soziale Multiplikator*innen in den jeweiligen Communities fungieren. Dieses Potenzial soll zum ersten Mal herausgearbeitet, in koordinierte Bildungs- u. Mitmachstrukturen überführt u. verstetigt werden.
Nach Aktivierung u. niedrigschwelliger Qualifizierung sollen die Selbstorganisations- u. Artikulationsfähigkeit von jungen Erwachsenen ausgebaut werden, um in u. außerhalb ihrer Communities die Selbstwirksamkeit von Mitmenschen u. ihr Engagement in Bereichen wie Prävention, Demokratisierung durch Mitarbeit in Stadtteilgremien, Kooperation mit Akteur*innen durch Ehrenamt, Partizipation in der Nachbarschaftshilfe u. Gestaltung von Veranstaltungen zu fördern.
Als anerkannte niedrigschwellige Multiplikator*innenbildung für junge Menschen ist die JuLeiCa lange etabliert. In der Weststadt erreichen zertifizierte Träger mit ihren Angeboten die Jugendlichen nicht; diese bleiben von diesen Qualifizierungen ausgeschlossen. Andere Akteur*innen im Stadtteil haben vergleichsweise gute Verbindungen zu der Zielgruppe, bieten aber keine Qualifizierung an. Durch innovative Formate soll ein flexibles u. umfassendes Konzept entwickelt werden, das die Ausbildungsstrukturen an die Bedürfnisse u. Vorstellungen der Zielgruppen anpasst u. weitere Kooperationspartner einbezieht, um neue Wirkungsfelder zu erschließen. Das Konzept wird in einem Stadtteil exemplarisch erprobt, der bezeichnend für komplexe Problemstellungen ist.
Das Weststadtzentrum als etabliertes Quartierszentrum dient als Koordinierungsstelle der Kooperationspartner*innen, organisiert Befragungen u. Workshops für Beteiligung u. Konzeptentwicklung, akquiriert u. begleitet die Teilnehmenden sozialpädagogisch, berichtet u. reflektiert in den Fachnetzwerken, leistet ÖA u. initiiert den Aufbau von kommunalen Strukturen zur Verstetigung. So entsteht eine neue Gruppe von Akteur*innen, die inhaltlich u. personell aus dem Quartier kommt, bidirektional die sozialen Interessen der Communities in der GWA widerspiegelt, intergenerationell Menschen aktiviert, Partizipation gestaltet u. dabei die Ressourcen u. Methoden der Träger zur Verbesserung der kollektiven Lebensverhältnisse einsetzt.
Die Brennpunkte der Weststadt (Rosenwinkel, Hagenweg 20) bestehen großteils aus jeweils geschlossenen Rom*nja-Communities aus Südosteuropa; dazu kommen Menschen aus Asien u. Afrika. Die gemischte Bevölkerungsstruktur u. die prekären Wohnverhältnisse prägen das Image des Stadtteils, führen zu nachbarschaftlichen Spannungen u. zur Exklusion der Bewohner*innen von Wohnungs- u. Arbeitsmarkt.
Unsichere Bleibeperspektiven, prekäre Wohnsituation, materielle Armut sowie fehlende Qualifikationen für den Arbeitsmarktzugang sind symptomatisch für alle Generationen in den Brennpunkten. Bildungsferne Familienhintergründe und scheinbar kaum vorhandenes Interesse, Teilhabechancen wahrzunehmen/einzufordern, bedingen das Miteinander im Quartier. Trotz 12jähriger aktiver Präsenz des WeZet u. der Netzwerkarbeit der Weststadtkonferenz gibt es hier noch keinen stabilen Zugang für die Zusammenarbeit mit verschlossenen Gruppen. Integrations-/Bildungsangebote verfangen in allen Altersgruppen nur sehr schwer. 2021 wurde eine stadtteilweite aktivierende Befragung zur Förderung der Partizipation aller Anwohner*innen bei der Angebotsentwicklung durchgeführt. Rückmeldungen aus den Brennpunkten blieben aus. In der täglichen Arbeit werden aber latenter Bedarf u. zögerliche Nachfrage nach Unterstützung bei Teilhabeversuchen sichtbar. Die Altersgruppe, die diesen über die Daseinsvorsorge hinausgehenden Anspruch formuliert, ist die der jungen Erwachsenen. Hier existiert doch das Interesse, die eigene Zukunft u. das eigene Umfeld aktiv mitzugestalten, aber die eingeschlagenen Bildungswege führen zu einem niedrigen / keinem Schulabschluss u. münden in prekären Beschäftigungsverhältnissen o. im Sozialsystem.