„Welcome Thedinghausen“ ist Aufgabe, Herausforderung und vor allem inklusive Chance: Menschen, die hier schon lange leben, heißen Neuankommende willkommen und diese wiederum lassen sich auf den Ort und seine Menschen ein. Gemeinsam gestalten sie ihr Wohn- und Lebensumfeld.
In den Jahren der aktiven Arbeit in der Flüchtlingsinitiative war die Notwendigkeit erkannt worden, Begegnungsräume zu schaffen, die ein friedliches und respektierendes Zusammenleben aller Bewohner*innen in Thedinghausen fördern. Mit „Welcome Thedinghausen“ soll deshalb ein inklusives Kultur- und Begegnungszentrum für alle entstehen. Das übergeordnete Projektziel – die gegenseitige Akzeptanz – wird erreicht, indem die Menschen sich kennen lernen, miteinander sprechen, spielen, arbeiten, nachbarschaftlich aktiv sind, voneinander lernen, Vorurteile abbauen und gemeinsam ihren sozialen Lebensraum gestalten.
Basisstandort wird das kommunale Gebäude "Haus auf der Wurth", von dem aus Aktionen und Maßnahmen im Projektgebiet gestartet werden (z.B. in den Räumen der Kirchengemeinde, des Jugendzentrums, der Schule …). Hier wird eine Anlaufstelle für die Bewohner*innen geschaffen, die sowohl der Beratung und Vermittlung dient als auch die Kommunikation und Vernetzung verschiedener Gruppen fördert. Von dort aus werden Menschen in ihren Wohnumgebungen aufgesucht und aktiviert, sich zu beteiligen.
Viel Wert wird auf den Aufbau von Beteiligungsstrukturen gelegt, um bedarfsgerechte Angebote zu konzipieren, die im Begegnungszentrum alle gesellschaftlichen Gruppen einbeziehen können. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei sein, Benachteiligten gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, Selbstwirksamkeit erlebbar zu machen und Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern. Für den Ort bedeutet das eine Stärkung des Gemeinwesens und der Demokratiefähigkeit seiner Bewohner*innen. Denkbar ist es etwa, dass „Welcome Thedinghausen“ ein Experimentierfeld bietet für demokratie- und teilhabefördende Bewohner*innenräte.
Mittelfristig sollen auch lokalökonomische Selbsthilfeprojekte in Angriff genommen werden, zum Beispiel indem ein leerstehender Laden angemietet wird, um dort ein Bistro zu eröffnen, das die besonderen Ressourcen etwa von Menschen mit Behinderung und von Geflüchteten nutzt und ihnen gleichzeitig Lohnarbeit bietet.
Außerdem soll das alte historische Amtsgericht (das ohnehin saniert werden muss) ins Auge gefasst werden, um dort mit mehr Platz und Möglichkeiten das Kultur- und Begegnungszentrum zu verorten.
Thedinghausen hat mit vielen Herausforderungen einer Kommune im ländlichen Raum zu kämpfen: demografischer Wandel, Strukturwandel im Einzelhandel, hoher Leerstand an der Hauptverkehrsstraße.
Von anfänglich 400 Geflüchteten im Camp leben immer noch viele, vor allem Familien, im Ort und es kommen weiter neue Geflüchtete an. Nach wie vor bestehen strukturelle Probleme bei der Integration: fehlende Treffpunkte erschweren die sprachliche und soziokulturelle Integration und begünstigen die Bildung von Parallelgesellschaften, wie sie bereits im Ort aus früheren Zeiten bestehen (v.a. kurdische Communities). Sprachkurse und Ausbildungs-/Arbeitsmöglichkeiten gibt es vorrangig in Verden o. Achim, was Mobilität erfordert und u.a. für Frauen mit kleinen Kindern schwer zu realisieren ist.
Gleichzeitig ist Thedinghausen das Zentrum der Samtgemeinde, das – im Speckgürtel von Bremen gelegen – durch die Ausweisung immer neuer Baugebiete stetig wächst. Vor allem junge Familien ziehen zu, die es zu integrieren gilt: Nachbarschaftliche Netzwerke müssen sich erst entwickeln und das Fehlen von öffentlichen Begegnungsorten macht sich auch hier negativ bemerkbar (das letzte Gasthaus mit Saalbetrieb wurde geschlossen und abgerissen).
Es mangelt an Kultur-, Bildungs-, Freizeit- und Begegnungsmöglichkeiten, an niederschwelligen Beratungs- und Beteiligungsstrukturen – es fehlt eine GWA, die sich dieser Probleme zielgruppen-, themen- und ebenenübergreifend annimmt. Das Konzept dazu wurde im letzten Jahr entwickelt und bei Umfragen, Interviews und einer Bürger*innenversammlung entsprechende Erwartungen geweckt – sowie eine hohe Bereitschaft und Lust seitens der Bewohner*innen mitzugestalten.