Im Fokus unserer Gemeinwesenarbeit steht die Lebensqualität der Insulaner/Inselbewohner. Lernen–Arbeiten–Leben: Mit diesen drei Begriffen möchte sich Wangerooge auf alle Altersgruppen konzentrieren. Im Gegensatz zum Erstantrag soll im Folgeantrag nicht allein die Jugendarbeit und die Ausbildungsmöglichkeiten verbessert werden. Wunsch ist, GWA gesamtheitlich zu entwickeln. Die Notwendigkeit wurde durch die Corona-Ausnahmesituation offenbar. Lernen: Die qualifizierte Jugendarbeit und die Ausbildungsmöglichkeiten sollen erneut im Fokus stehen. Der Insel fehlt zunehmend der Nachwuchs: Die Schule kann auf Wangerooge zwar bis einschließlich 10. Klasse besucht werden, der weitere Bildungsweg erfordert i. d. R. jedoch dem Umzug aufs Festland. Für diejenigen, die auf der Insel bleiben wollen, fehlen Ausbildungsmöglichkeiten. Des Weiteren kommen die Bedürfnisse der Jugendlichen, in Sachen Freizeitgestaltung, auf Wangerooge oftmals zu kurz. Daher müssen Lösungsansätze gemeinsam mit den Jugendlichen, der Schule, den möglichen Arbeitgebern sowie den Berufsbildenden Schulen erarbeitet werden, um den Jugendlichen wieder eine Zukunft auf der Insel Wangerooge zu ermöglichen. Arbeiten: Work-Life-Balance und Fachkräftesicherung – Das Privat- und Arbeitsleben muss wieder im Einklang stehen. Die mit diesem Projekt aufzubauende GWA soll die gesamte Inselbevölkerung aktivieren und damit einen attraktiven Wohnort schaffen, in dem sich auch die Insulaner wieder rundum wohlfühlen können. Leben: Die Lebensqualität im Alter auf Wangerooge stellt eine große Herausforderung dar. Die Infrastruktur ist zum größten Teil nicht an die Bedürfnisse der Einheimischen angepasst. Durch das Projekt soll die ehrenamtliche Seniorenarbeit verbessert, generationsübergreifende Projekte gestartet sowie die Infrastruktur, die die Lebensqualität auch im Alter aufrecht erhält, ausgebaut werden. Der Erfolg dieses Projektes wird weitreichende Auswirkungen auf Wangerooge haben: die Verfügbarkeit von Fachkräften, das Vereinsleben, die Inselgemeinschaften und die langfristige Sicherung der Daseinsvorsorge werden sich mit einer etablierten GWA verbessern. Damit kann wieder ein attraktiver InselWohnort geschaffen werden. Der Ansatz soll übertragbar sein auf die anderen ostfr. Inseln. Das Dachprojekt übernimmt dabei die insel- und themenübergreifende Vernetzung. Die Insellotsinnen konnten dabei schon in der Vergangenheit auf die Vorbereitungen und Vernetzung untereinander durch das Dachprojekt zurückgreifen.
Wangerooge ist wie die restlichen Ostfriesischen Inseln mit 127.000 Gästen und knapp 1 Mio. Übernachtungen jährlich ein touristisches Schwergewicht und einer der Tourismus Hotspots in Niedersachsen.
Das heißt im Jahresrhythmus: In der Saison sind alle Betriebe vollständig ausgelastet und die Personenanzahl auf der Insel steigt auf Stadtniveau und außerhalb der Saison wieder auf Dorfniveau zusammen. Dies wirkt sich zwar positiv auf die wirtschaftliche Situation aus, aber negativ auf die Work-Life-Balance und das Gemeindeleben. Durch den saisonalen Tourismus gestaltet sich die Schaffung von Dauerarbeitsplätzen als schwierig, weshalb es immer mehr zum Problem wird, den Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken. Auch die Schaffung von Ausbildungsplätzen gestaltet sich aufgrund der insularen Infrastruktur immer mehr zum Problem.
Der Tourismus- und Immobilienboom der letzten 10 Jahre hat die Immobilienpreise sowie die Mietkosten auf der Insel auf Großstadtniveau ansteigen lassen, ohne das sich gleichzeitig die Einkommensstruktur der Einheimischen groß verändert hätte. Die Wohnkosten liegen deshalb bei bis zu 50 % des Haushaltseinkommens. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum führt zu einer fehlenden Zukunftsperspektive für junge Leute, für Familien, für Fachkräfte sowie für die ältere Generation auf der Insel Wangerooge.
Aufgrund der eingeschränkten räumlichen Situation einer ostfriesischen Insel im Nationalpark Wattenmeer, wurde der vorhandene Raum vorrangig für die touristische Infrastruktur und nicht auf die Belange der Einheimischen ausgelegt. Für Einheimische von jung bis alt ist so gut wie keine Infrastruktur abseits der touristischen Hotspots vorhanden.