Die Insel Spiekeroog wird auch die grüne Insel genannt. Mit seinen 844 Einwohnern zählt sie zu den kleineren Inseln, in Bezug auf die Einwohnerzahl, wie auch in Bezug auf den Anteil an ausländischen Mitbürgern (rund 13% gegenüber Juist mit rund 28%). Die Siedlungsstrukturen und der Baubestand sind intakt, der Gesamteindruck idyllisch. Dennoch hat auch Spiekeroog mit der Abwanderung der Jugend, der zunehmenden Belastung durch die steigende Zahl an Gästen und Übernachtungen zu kämpfen. Auf der tideabhängigen und flugplatzlosen Insel müssen alle Gäste und alle Insulanerer mit der Fähre zum Festland bzw. zur Insel und es müssen sämtliche Nahrungsmittel, Konsumgüter und der gesamte Abfall per Fähre transportiert werden. Stetig wächst die Insel in der Hauptsaison von Dorf- auf Stadtgröße (rund 96.000 Gäste in 2017), mit allen Konsequenzen bei der insularen Infrastruktur, sowohl was die weichen, wie auch die harten Faktoren angeht. Bei allen Anstrengungen, den Gästen den Urlaub auf der Insel so bequem wie möglich zu machen, schließlich ist der Tourismus der einzige Wirtschaftsfaktor, kommt mittlerweile die work-life-balance, wie auf allen anderen Inseln, zu kurz. Die mit dem Projekt aufzubauende Gemeinwesenarbeit hat in dieser Gemengelage viele und komplexe Aufgaben zu bewältigen. Die ostfriesischen Inseln arbeiten zunehmend gemeinsam an ihrer Entwicklung; die Zusammenarbeit in der Leader-Region Wattenmeer-Achter ist ein deutliches Beispiel dafür. Deshal haben sich die beteiligten Inseln Schwerpunktthemen gesetzt, die exemplarisch für die jeweils anderen bearbeitet werden. Das Dachprojekt (ebenfalls beantragt) übernimmt deshalb die insel- und themenübergreifende Vernetzung der Inselpartner, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Spiekeroog hat dabei das Schwerpunktthema "zukunftsfähige Mobilität und insulare Ver- und Entsorgung" stellvertretend für die anderen ostfriesischen Inseln übernommen. Diese Schwerpunktsetzung für die grüne Insel Spiekeroog kommt nicht von ungefähr, setzt sich doch die Insel bereits seit längerem intensiv mit der nachhaltigen Nutzung und Entwicklung der naturschutzfachlich hochwertigsten Flächen im Biosphärenreservat Nds. Wattenmeer auseinander (außeruniversitärer Forschungsstandort der Uni. Oldenburg). Die im Rahmen der des Wettbewerbs Zukunftsstadt (BMBF) durchgeführten Workshops haben gezeigt, dass die Inselgemeinschaft insbesondere diesen Themenkomplex stärker in den Fokus nehmen will. Hieran soll angeknüpft werden.
Auf Spiekeroog läuft seit 2007 ein Zukunftsprozess mit dem Ziel, Spiekeroog zu einer umweltgerechten Gemeinde zu entwickeln. Deutlich wird, dass trotz des bereits beachtlichen Engagements der Akteure immer noch großes Potenzial zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen besteht, gleichzeitig aber auch grundsätzliche Aspekte der Inselgemeinschaft zunehmend in den Fokus geraten (u.a.: bezahlbarer Wohnraum fehlt, die Nahversorgung ist mangelhaft, Freizeitangebote für Jugendliche fehlen) . Das bisherige Engagement der Akteure auf Spiekeroog, sich für ihre Lebensumwelt einzusetzen, soll dabei als positiver Motor für die Gemeinwesenarbeit fungieren. Nach der Einrichtung des Inselbüros sollen die Spiekerooger zum Mitmachen angeregt werden. Entsprechend ihrer Wünsche und Expertisen sollen sie sich selbst ihrer Themen annehmen, Arbeitsgruppen bilden, Schwerpunkte setzen, einen Aktionsplan aufstellen und ihre Ideen, Maßnahmen und Projekte priorisieren. Viele Ideen sind bereits in der Zukunftsstadt-Phase entstanden, sie können Ausgangspunkt sein für die weitere Arbeit. Die Akteure sollen stärker Einfluss auf die Politik und die übergeordneten Strukturen nehmen und Handlungsoptionen entwickeln, wie sich die Inseln stärker mit den Themen positionieren können. Ansätze für das Schwerpunktthema sind: der Einsatz bzw. die Nutzungsintensität von Ressourcen, die Ressourceneffizienz, der ökologische Fußabdruck, die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung, die Reduzierung des Wasserverbrauchs, die Abfallvermeidung und die Erhöhung der Recyclingquote sowie klimafreundliche Transportmittel (über Autofreiheit und E-Mobilität hinaus) und der Einsatz regenerativer Energien.