Die Insel Juist wird auch "Töwerland", also Zauberland, genannt. Mit 1.593 Einwohnerinnen und Einwohnern zählt sie zu den kleineren Inseln. Die Juister Bevölkerung hat zunehmend mit der Belastung durch die steigende Anzahl der Gäste zu tun (in 2017 wurden knapp 1 Mio. Übernachtungen registriert), welche sich zwar positiv auf die wirtschaftlich Lage, aber negativ auf die Work-Life-Balance und das Gemeindeleben bzw. die Inselgemeinschaft auswirkt. Der Anteil der ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern (hauptsächlich aus Polen) ist mit 430 Personen (28,3 %, Stand 2017) relativ hoch. Viele dieser Personen sind im Zuge der Saisonarbeit als Fachkräfte nach Juist gekommen und haben dann dauerhaft einen Job im Tourismus gefunden. Mit der Zeit hat sich so eine eigene Community etabliert. Allerdings sind die Überschneidungen und Berührungspunkte der beiden Gruppen auf Juist außerhalb des Arbeitslebens relativ gering und eine Zusammenführung wäre positiv.
Der Insel fehlt zudem zunehmend der Nachwuchs, da die Jugend im Zuge der Bildungswanderung die Insel verlässt und später aufgrund fehlender Perspektiven nur in wenigen Fällen zurückkehrt, u.a. aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum und der hohen Lebenshaltungkosten - Auch nach und von Juist erfolgt der Großteil der Personen- und Gütertransporte mit der tideabhängigen Fähre. Dies begründet, neben anderen Faktoren, den Fachkräftemangel.
Die beschriebene Situation hat weitreichende Auswirkungen auf das Ehrenamt und das Vereinsleben und damit auch auf die langfristige Sicherung der Daseinsvorsorge. Das mit diesem Projekt aufzubauende Quartiersmanagement soll mit der Gemeinwesenarbeit die gesamte Inselbevölkerung aktivieren und zu einem funktionierendes Dorfleben beitragen. Dies geschieht exemplarisch und stellvertretend für die anderen Inseln; der Ansatz soll übertragbar sein. Das Dachprojekt (ebenfalls beantragt) übernimmt daher die insel- und themenübergreifende Vernetzung.
Die Auswahl der Schwerpunktsetzung kommt nicht von ungefähr: Die Inselgemeinde Juist arbeitet seit einigen Jahren bereits an dem Thema: Die im Rahmen des Wettbewerbs Zukunftsstadt (BMBF) durchgeführten Workshops haben gezeigt, dass die Inselgemeinschaft insb. diesen Themenkomplex stärker in den Fokus nehmen will. Hieran soll angeknüpft werden.
"Was für die Einheimischen gut ist, ist auch für die Touristen gut." - Mit dieser Maxime wurde 2017 das Lebensraumkonzept "Lebendiges Juist" unter Beteiligung der Bevölkerung erstellt, welches Handlungsansätze zur Erhöhung der Lebensqualität formuliert. Allerdings fehlt auf der Insel eine Ansprechperson, die sich um die Belange der Bürger kümmert und die gesamte Inselgemeinschaft im Blick hat, zu denen auch die Saisonkräfte und Personen mit Zweitwohnsitz auf Juist gehören. Im Zuge des einzurichtenden Quartiersmanagements mit starker Anbindung an die Inselgemeinschaft soll die Umsetzung von Maßnahmen aus dem Lebensraumkonzept angeschoben werden, insb. aus dem Handlungsfeld "Inselgemeinschaft" bzw. damit verknüpfte Maßnahmen. Es sollen ehrenamtliche Initiativen und die zivilgesellschaften Selbstorganisation gestärkt werden, damit langfristig die Daseinsvorsorge aufrecht erhalten werden kann.
Mit der Einrichtung des Quartiersmanagementes (Inselbüro) sollen alle Juister aktiviert werden. Entsprechend ihrer Wünsche und Expertisen sollen sie sich selbst der Themen annehmen und ins Handeln kommen. Dabei soll das bisherige Engagement der Juisterinnen und Juister als Motor fungieren.