In Emden-Borssum soll ein Prozess einleitet werden, bei dem die Neuzugewanderten eine Identität mit dem Stadtteil aufbauen können und die Lebensqualität für alle Bewohner/innen wieder erhöht wird. Durch das Projekt wird eine/n Gemeinwesenarbeiter/in neu eingestellt und vor Ort räumlich angebunden. Der Stadtteil erhält so eine zusätzliche Ressource, mit der das Aufspüren besonderer Problemlagen ebenso möglich ist, wie das Erkennen von Interessen, im Gebiet entsprechend aktiv zu werden. Ein Grundgedanke der Arbeit vor Ort ist die Erkenntnis, dass durch verstärkte Kooperation im Stadtteil auf Handlungsbedarfe schneller und passgenauer reagiert werden kann. Ausgangspunkt hierfür ist eine aufsuchende Arbeit mit einer fragenden Grundhaltung.
Der/die Gemeinwesenarbeiter/in greift Themen, die für die Integration und Teilhabe der Menschen besonders wichtig sind auf, prüft welche Angebote im Gebiet bereits bestehen und ermittelt, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind. Sie/er stellt vor Ort Kontakte zwischen den Beteiligten her und unterstützt sie bei der Entwicklung von Projekten. Dabei wird der Aktivierung und Beteiligung der Betroffenen eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der/die Netzwerkmanager/in nimmt an Konferenzen und Arbeitskreisen im Gebiet teil und hat einen Überblick über alle Einrichtungen, Institutionen und Initiativen.
Die Wirksamkeit der Arbeit bemisst sich auch daran, inwieweit es gelingt, die Teilhabe benachteiligter oder eingeschränkter Bewohnergruppen zu fördern. Es sollen auf ihre Bedarfe zugeschnittene Angebote entwickelt werden. Eine besondere Herausforderung liegt darin, dass es für diesen Personenkreis Barrieren gibt, vorhandene Angebote zu nutzen, sei es aus Unkenntnis, aus sprachlichen Problemen oder aus Unsicherheit. Das Projekt soll Anstöße geben, neue Beratungsformen und Beteiligungsprojekte in den Gebieten zu initiieren und auszuwerten. Eine andere wichtige Aufgabe des/der Gemeinwesenarbeiter/in besteht darin, zusammen mit den lokalen Akteuren Veranstaltungen und andere Anlässe zu schaffen, durch die die Gebiete eine positive Aufmerksamkeit erfahren und die den Besuch von Bewohnerinnen und Bewohner aus anderen Stadtteilen fördern.
Das Projekt ist Teil eines umfassenderen Prozesses zur Neuorganisation der Gemeinwesenarbeit in Emden und steht in enger Verbindung mit dem Projekt "Quartiersbrücken".
Borssum hat sich in den vergangenen 10 Jahren von einer eigenständigen, gut funktionierenden Einheit zu einem Gebiet mit teilweise hohem Erneuerungsbedarf gewandelt. Besonders auffällig ist die stetige Zuwanderung von Familien mit Migrationshintergrund in die leerstehenden Wohnungen der größeren Wohnblocks. Der Anteil der nicht-deutschen Bevölkerung ist demzufolge stark, zuletzt sprunghaft gestiegen und liegt heute mit 12,7% (2011: 4,8%) deutlich über dem städtischen Durchschnitt (6,5%). Nur das Soziale Stadt Gebiet Barenburg weist in dieser Hinsicht eine höhere Quote auf (17,8%). Zusammen mit dem Stadtzentrum hat Borssum die meisten Flüchtlinge aufgenommen, hierunter einen höheren Anteil an Familien mit kleinen Kindern. Das Bild des Stadtteils wird heute geprägt von dem Gegensatz besonders kindereicher und tendenziell überalternder Wohnbereiche, sowie dem sozialen Gegensatz zwischen dem Neubaugebiet in östlicher und den Hochhäusern in der Wilhelm-Leuschner-Straße in nordwestlicher Randlage. Das Gebiet verfügt über eine durchaus gute aber ältere Infrastrukturbasis, die teilweise stark modernisierungsbedürftig und nicht bedarfsgerecht ausgebaut ist. Auf die massive Konzentration sozialer Problemlagen in der Hochhaussiedlung hat die Stadt Emden bereits mit dem Aufbau einer Anlaufstelle (Leuschnertreff) reagiert (Förderung über die Selbsthilfe-Richtlinie). Ein koordinierter Handlungsansatz, der den sozialen und städtebaulichen Herausforderungen gerecht wird, und eine professionelle Unterstützung des Gemeinwesens, für die sich die noch junge Stadtteilinitiative Borssum (SIBO) einsetzt, fehlen dagegen.