Den Projektort bildet das Altstadtquartier. Fehlende Nachbarschaftsnetzwerke sowie Bewohner*Innen die bisher nicht, an denen der Öffentlichkeit übertragenen Mitgestaltungsmöglichkeiten partizipieren prägen dieses Quartier. Entsprechend dieser Problemlage steht daher das Sondieren der Bedürfnisse und Bedingungen, eines niedrigschwelligen Beteiligungsinteresses marginalisierter Gruppen, zunächst im Fokus des Projektes.Das menschliche Bedürfnis zur Teilhabe und Teilgabe wird damit aufgegriffen.
Mit diesem neuen Projekt der sozialen Stadtentwicklung, soll als experimenteller und ergebnisoffener Prozess erstmals versucht werden, die Quartiersbewohner*innen für die Mitgestaltung an ihrer Stadt zu gewinnen. Dazu ist es essentielles Ziel einen unmittelbaren Nutzen sowie greifbaren und langfristigen Gewinn für das eigene Leben im Quartier vermitteln zu können. Es soll ohne Zwang ein Bewusstseinswandel und Handlungswille implementiert werden, der die Bewohner*Innen dazu befähigt u.a. die öffentlichen und halböffentlichen Bereiche der Stadt räumlich und thematisch zu erobern. Insbesondere die Arbeit an einem gemeinsamen Platz/Ort, zu letztendlich auch ganz unterschiedlichen Thematiken, bildet den Ansatz eine freiwillige Vernetzung und Kooperation auszuprobieren und entsprechend ein kollektives Handeln zu etablieren. Mit Fortschreiten des Projektes soll daraus eine sich selbsttragende und offene Organisationsform entstehen. Diese Organisation soll im Weiteren mit ihren basisdemokratischen Diskussions- und Entscheidungsstrukturen ein ernstzunehmender Akteur werden, der entsprechend Durchsetzungsstark ein „Agenda-Setting“ für die quartiersbezogenen Zukunftsprozesse zu generieren imstande sein sollte. Ziel ist es bei den Bewohner*innen ein kollektives Selbstwertgefühl zu schaffen, um eine Teilhabe am Weiterbauen und Gestalten des Quartiers einzufordern.
Die Initiierung des modellhaften Projektes erfolgt durch die Stadt. Die Umsetzung durch ein Quartiersmanagement, soll jedoch explizit unabhängig und ohne sichtbare Präsenz der kommunalen Institutionen erfolgen, um ein darin vermutetes Hemmnis für die Bewohner*innen auszuschließen. Der experimentelle nonkonformistische Projektansatz, wird dahingehend jedoch durch die entsprechende Bereitschaft zur Überlassung von Räumen und auch durch eine „aktive Zurückhaltung“ unterstützt werden („Schaffen und Zulassen von Möglichkeitsräumen"). Die Kommune ermöglicht die Bereitstellung von Ressourcen und ist damit Teil der Lösung.
In der historischen Altstadt Osterodes sowie einigen weiteren Stadtvierteln bilden u.a. multikulturell-/ethnisch geprägte Nachbarschaften wesentliche Teile der Bevölkerung. Im besonderen Maße wird jedoch das Quartier Altstadt von dieser sozialräumlichen Situation bestimmt. Konträr zu anderen Vierteln im Gemeindegebiet, formen hier das räumlich-nahe Zusammenleben mehrerer Generationen, migrantische Bevölkerungsgruppen und eine tendenziell eher jüngere demografische Struktur einen spezifischen Quartierscharakter. Des Weiteren prägen das zu großen Teilen baulich-defizitäre Wohn- und Freiraumangebot (u.a. Verfall, Leerstände, Vandalismus) sowie das damit einhergehend geringere Wohnkostenniveau die Segregation (bzw. auch dessen Verstetigung) von ökonomisch-leistungsschwächeren Haushalten die Altstadt. Es droht ein Negativ-Image und die Tendenz zum sozialen Brennpunkt.
Insbesondere diese Nachbarschaften sind zugleich bis heute weitgehend vom öffentlichen Diskurses zur künftigen Entwicklung ihres Quartiers ausgeschlossen bzw. hier nicht präsent. Eine Beteiligung der multikulturellen, multiethnischen und/oder auch ökonomisch-marginalisierten Nachbarschaften scheitert offenbar an fortbestehenden Hemmnissen und unsichtbaren Barrieren. Es wird jedoch vom klaren Wunsch zur Mitgestaltung der lebensweltlichen Umgebung ausgegangen .
Neben der fehlenden Inklusion in die kollektive Weiterentwicklung der Stadt, besteht auch ein überwiegendes Nebeneinander der Bewohner*Innen bzw. ein Verbleib in den verschiedenen sich separierenden Communities. Die ausbleibende Interaktion wird durch Beziehungshemmnisse im Rahmen von kulturellen, ethnischen und ökonomischen Disparitäten bedingt.