Im Gebiet der Grundschule "Alte Stadtschule", leben ca. 4200 Menschen aus 64 Nationen. Ca. 50% haben einen Migrationshintergrund. Zusätzlich ziehen geflüchtete Familien und junge Familien mit Migrationshintergrund in die Bereiche der Mehrfamilienhausriegel. Parallel dazu leben vermehrt ältere Alleinstehende in dem Gebiet - ca. 28 % der Bewohner sind über 60. Fachkreise berichten von einer Zunahme von nicht konformen Rechtsauffassungen in bestimmten Familienstrukturen.
Ein Hochhausbereich wurde 2009 in das Programm "Soziale Stadt" aufgenommen. Dort konnten trotz schwieriger Immobilienbesitzverhältnisse stabilisierende, Bewohner getragene Strukturen aufgebaut werden.
Das Projekt “Nachbarschaftsfabrik” nutzt die in dem Teilgebiet gewonnenen Erfahrungen und erweitert sie auf das Gesamtgebiet.
Die Nachbarschaftsfabrik "produziert" Nachbarschaft: Konkrete individuelle Hilfen, Angebote für Interessensgruppen und die Entwicklung des Stadtteils durch soziokulturelle Angebote, Lebensfreude für den Einzelnen und eine positive Nachbarschaftsstruktur.
Mit dem Begriff "Nachbarschaftsfabrik" wird der ortsbekannte Name "Reso-Fabrik" entlehnt und das "Produktive" in den Mittelpunkt gestellt. Man kann sich die geplante Nachbarschaftsfabrik auch als Mischung von Tante Emma Laden, Café, Bürgerbüro, Versammlungsraum und Konzertbühne vorstellen.
Die ehemalige Maschinenfabrik im Neulander Weg bietet ideale Voraussetzungen für eine Entwicklung von soziokulturellen Angeboten (Aufwertung des Lebensmittelpunkts) und gleichzeitig einen Anziehungspunkt über das Gebiet hinaus: “Heute gehen wir in die Nachbarschaftsfabrik und packen an!”.
Das “Angebotspalette” von GWA (persönliche Ansprache, Beratung/Vermittlung zu weiteren Hilfsangeboten, Vernetzung und Förderung der Selbsthilfe) bekommt durch die Nachbarschaftsfabrik ein niederschwelliges und attraktives Zuhause.
Die Produktauswahl ist breit gestreut und hält u.a. Folgendes bereit:
>Kartoffeln, Gemüse, Fleisch - Lebensmittel der Harburger Tafel
>Kaffee und Kuchen - im Reso-Café
>Glühbirnen wechseln, Einkaufsbegleitung etc. - Nachbarschaftsprojekt „Die Abräumer“
>Beratung - am Alltag orientiert, als "Clearing-Stelle" des Unterstützungsbedarfs
>Beteiligung - Bewohnerrat
>Räume für Interessens- und Bewohnergruppen und für Familienfeiern
>Konzerte und Kulturprojekte - z.B. “Über den Tellerrand - Köch*innen aus aller Welt”
>Sehen und gesehen werden - Nachbarn, Freunde, Bekannte treffen in der Nachbarschaftsfabrik.
Das Projektgebiet weist eine interkulturelle Bewohnerstruktur (64 verschiedene Nationalitäten) mit unterdurchschnittlichem Einkommen auf. Zusätzlich ziehen geflüchtete Familien in die bereits belasteten Wohngegenden und junge Familien mit Migrationshintergrund in die Bereiche der Mehrfamilienhausriegel. Damit finden dort zwei gegenläufige Entwicklungen statt: Parallel zu dieser Verjüngung leben vermehrt ältere, alleinstehende deutsche Bewohner in den angrenzenden Einfamilienhäusern und kleinen Wohnungen. Nach Aussage des LK Harburg werden hier relativ viele Hilfen nach § 27 ff SGB VIII verfügt: Familienhilfen bei jungen Familien mit Kleinkindern und Erziehungsbeistandschaften für Kinder und Jugendliche, die durch ihr Verhalten die Anforderungen in Kindergarten und Schule nicht erfüllen können.
Damit besteht die Gefahr, dass sich innerhalb des Projektgebietes bestimmte Wohnbereiche abgrenzen und "ghettoisieren".
Weitere Probleme sind: Nicht konforme Rechtsauffassungen, insbesondere bei den MigrantInnen, die bereits langjährig in Deutschland leben, erheblicher und wiederkehrender Beratungsbedarf im Bereich Mietrecht/Mietschulden und bzgl. der wirtschaftlichen Situation.
In dem Gebiet gibt es einige, auf bestimmte Zielgruppen spezialisierte Einrichtungen sozialer Hilfen, auch in der Reso-Fabrik e.V. gibt es bereits unterschiedliche Angebote.
Mit dem Aufbau der GWA/der "Nachbarschaftsfabrik Neuland" könnten diese Projekte besser aufeinander abgestimmt und Strukturen und Netzwerke geschaffen werden, um die unterschiedlichen Akteure in dem Gebiet zusammen zu bringen und eine möglichst bedarfsgerechte und bewohnernahe Infrastruktur aufzubauen und zu pflegen.