Lebensfreude, gute Nachbarschaft und sozialer Frieden brauchen den Dialog – offene Räume, Begegnung und Vertrauen.
In der nachbarschaftsfabrik erweitern wir den begonnenen Ausbau eines demokratischen, nachbarschaftlichen Zusammenhalts unter den Akteur*innen im Projektgebiet. Basis dieses Prozesses ist das Initiieren bedarfsorientierter Begegnungs- und Aktionsformate, die die unterschiedlichen Akteur*innen des Gemeinwesens – über das gegenseitige Kennen- und Verstehenlernen – nachhaltig in den Dialog führen.
In den nächsten drei Jahren entwickeln wir mit unserem Kooperationspartner, der Stadt Winsen (Luhe), die "Projekt-Palette" der nachbarschaftsfabrik strukturell soweit, dass daraus ein wirkungsvolles und nachhaltiges – sozialplanerische und städtebauliche Aspekte einschließendes – Konzept entsteht. Um es zielführend zu verwirklichen, bezieht unsere Gemeinwesenarbeit (GWA) alle Ebenen und Akteur*innen ein. Nicht nur die Bewohner*innen des Projektgebiets und der Umgebung stehen im Fokus, sondern auch das Netzwerk der Träger sozialer Hilfen und die kommunale Verwaltung und Politik.
In der nachbarschaftsfabrik kommen bedarfsorientierte Methoden aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern (Gesundheit, Bildung, Kultur, etc.) zum produktiven Einsatz. Unsere GWA setzt weiterhin auf die bewährten Kernthemen
• Entlastung durch Beratung und Vermittlung,
• Lebensfreude und Aktivierung durch kulturelles Erleben,
• Kooperation durch trägerübergreifende Projekte
• Integration und Teilhabe durch Begegnung der Akteur*innen im Gemeinwesen.
Leitlinie dieser professionellen Arbeit: Raus aus dem Büro und rein ins Quartier!
Durch die vergangene Projektförderung wurde eine Vorarbeit geleistet, die sich – insbesondere während der COVID-19-Pandemie – als wertvolles Fundament für ein langfristiges, vertrauensvolles Miteinander erwiesen hat. Die im Rahmen der Pandemie erlassenen Hygienevorschriften haben Arbeitsmethoden in den Blick gerückt, die Ausblicke auf zukünftige Arbeitsformen erlauben. Ihre Möglichkeiten sollen auf unterschiedlichen Ebenen und in relevanten Handlungsfeldern ausgelotet und genutzt werden.
Neben der Digitalisierung der Dialoge und der Online-Vermittlung von Kultur sind auch das direkte Nachbarschaftsgespräch an der Tür und der persönliche Vor-Ort-Kontakt stärker ins Zentrum der Methodenentwicklung geraten. Ihr Potenzial soll in der GWA – aber auch im Netzwerk der Träger sozialer Hilfen – fachlich weiterentwickelt werden.
Das Projektgebiet weist eine interkulturelle Bewohner*innenstruktur (64 verschiedene Nationalitäten) mit unterdurchschnittlichem Einkommen auf. Geflüchtete Familien und junge Familien mit Migrationshintergrund ziehen in die bereits belasteten Wohngegenden. Damit finden dort zwei gegenläufige Entwicklungen statt: Parallel zu dieser Verjüngung leben vermehrt ältere, alleinstehende Bewohner*innen ohne Migrationshintergrund in den kleinen Wohnungen und angrenzenden Einfamilienhäusern. Nach Aussage des LK Harburg werden hier relativ viele Hilfen nach § 27 ff SGB VIII verfügt: Familienhilfen bei jungen Familien mit Kleinkindern und Erziehungsbeistandschaften für Kinder und Jugendliche. Es besteht die Gefahr, dass sich innerhalb des Projektgebietes bestimmte Wohnbereiche abgrenzen und "ghettoisieren", Alte und Junge und Angehörige unterschiedlicher communities.
Weitere Probleme sind: Nicht konforme Rechtsauffassungen, insbesondere bei den Migrant*innen, die bereits langjährig in Deutschland leben, erheblicher und wiederkehrender Beratungsbedarf im Bereich Mietrecht/Mietschulden und bzgl. der wirtschaftlichen Situation.
In dem Gebiet bestehen einige, auf bestimmte Zielgruppen spezialisierte Einrichtungen sozialer Hilfen. Auch in der Reso-Fabrik e.V. gibt es bereits unterschiedliche Angebote. Eine Art Stadtteilkonferenz gibt es jedoch nicht.
Mit dem nachhaltigen Ausbau der GWA der nachbarschaftsfabrik wird eine Struktur geschaffen, in der Gremien und Fachgespräche etabliert, bestehende Projekte und Hilfen aufeinander abgestimmt, unterschiedliche Akteure in dem Gebiet zusammengebracht und eine möglichst bedarfsgerechte und bewohnernahe Infrastruktur aufgebaut und gepflegt wird.