Die Quakenbrücker Neustadt weist mit ihrem 46,63 % igen Ausländer*innenanteil einen immensen Gestaltungsbedarf auf, was das Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen angeht. Sie leben mit sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen in der Neustadt zusammen. Die unterschiedlichen Vorstellungen führen nicht selten zu Konflikten. Diese Vielfältigkeit stellt gleichzeitig ein Potential da und bietet einen großen Schatz an Ressourcen und Kompetenzen, die planvoll und prozessorientiert für die Neustadt nutzbar gemacht werden können. Im Mittelpunkt des geplanten Nachbarschaftsprojektes NeNa (Neustäter Nachbarschatz) steht die Aktivierung und Beteiligung der Bürger*innen zur Gestaltung ihres Stadtteils. Dabei geht es nicht nur um das Feiern von Festen und Ritualen, sondern auch um soziale und kulturelle Begegnungsmöglichkeiten, um bedarfsgerechte Bildungsangebote und um die Gestaltung öffentlichen Raums. Zentraler Bestandteil der Projektarbeit ist dabei ein moderierter Beteiligungsprozess, der die BürgerInnen mit ihren Ideen und Kompetenzen aktiv in die Umsetzung einbindet. In diesem Zusammenhang ist es geplant, Orte zu identifizieren, die als Anlaufstelle dienen und die BürgerInnen selbstverantwortlich nutzen können, die aber auch gleichzeitig der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Das es an entsprechenden Räumen und Möglichkeiten fehlt, ist eine zentrale Erkenntnis aus einem vorgelegten Projekt, das von einer bulgarisch/türkisch sprechenden Mitarbeiterin durchgeführt wurde. Sie wird eine wichtige Rolle im Projekt NeNa spielen. Eine rumänisch sprechende Mitarbeiterin soll in die Stadtteilarbeit einbezogen werden. Die vernetzte Zusammenarbeit mit Schulen, Kindertagesstätten, Vereinen und Diensten sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Die einzelnen Anlaufstellen sollen sichtbarer werden, Hemmschwellen abgebaut, Bildungsangebote und Dienstleistungen zugänglicher gemacht werden. Darüber hinaus werden weitere Gruppierungen durch die Beteiligung der Projektpartner*innen/Multiplikator*innen erreicht. Zur weiteren Aktivierung und Beteiligung aller Bürger*innen wird ein externer Moderator für Beteiligungsprozesse eingebunden. Mit ihm werden Befragungen, moderierte Veranstaltungen und Arbeitskreise mit Bürger*innen und KoopPartnern durchgeführt. Die Ergebnisse werden dokumentiert. Die Ressourcen im Sozialraum und Kompetenzen der Bürger*innen werden in einer Datenbank festgehalten.
Quakenbrück ist eine Stadt im Landkreis Osnabrück mit fast 15.000 Einwohner*innen. Im Stadtteil Neustadt wird mit 46,63 % der höchste Anteil an zugewanderten Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit gezählt. Der Stadtteil ist von der Altstadt und den anderen Stadtteilen durch eine Bahnlinie sichtbar aber auch in den Köpfen der Bürger*innen getrennt. Die Bewohnerschaft (4572 Menschen) ist sehr heterogen und vielfältig: 69 verschiedene Herkunftsländer, Reihenhäuschen neben alten Kasernengebäuden, die heute Wohnzwecken dienen, viele junge Familien mit Kindern aber auch ältere Menschen in kleinen Eigenheimen, die früher als Arbeiter*innen in der großen Fahrradfabrik (Kynast) beschäftigt waren. Bedingt durch die Fleischindustrie gibt es einen hohe Dynamik von Zu- und Wegzügen im Quartier. Viele junge Menschen stammen aus Rumänien, Griechenland, Polen und Bulgarien. Die Wohn- und Lebensbedingungen sind häufig prekär. In den letzten Jahren konnte eine deutliche bauliche Aufwertung des Gebiets durch das Programm „Soziale Stadt“ erreicht werden. Es existieren bis heute viele Vorbehalte, die Neustadt hat ein negatives Image. Viele soziale Akteur*innen arbeiten gut vernetzt an einer stetigen Verbesserung der Situation. Dennoch ist der Zugang zu vielen Bewohner*innen aufgrund der Sprachhürden sehr herausfordernd für beide Seiten. Eine Begegnung der unterschiedlichen Stadtteilbewohner*innen wurde in den letzten Jahren durch eine türkisch- bulgarisch sprechende Mitarbeiterin angeregt und kontinuierlich aufgebaut. Um den Bedarf an dem Zuzug rumänisch sprechender Bewohner*innen zu begegnen ist es geplant, im Tandem mit einer rumänischen Mitarbeiterin zu arbeiten.