Viele Mitglieder unseres 2017 gegründeten Vereins sind seit 6 Jahren in der Geflüchteten-Arbeit tätig - z.B. in den Samtgemeinden Ostheide (kirchliche Arbeit) und Ilmenau (im Rahmen der mit dem Hans Herrmann Stelljes-Preis ausgezeichneten Initiative "Benefiz Musikmeile Barnstedt"). In dieser Zeit entstanden erste Netzwerkansätze. Einzelne Kontakte in das einheimischen Gemeinwesen konnten z.B. im Rahmen von Sportvereinen, Gemeinde oder punktuellen Veranstaltungen hergestellt werde. Jedoch konnte keine nachhaltige Konstanz auf Basis dieser Kontakte erwachsen. So entstand die Vision, ein Zentrum für kontinuierlichen Austausch und Zusammenwachsen der Kulturen zu schaffen. Hierfür wurde der gemeinnützige Verein ONE WORLD Ostheide e.V. (www.1w-lg.net) mit dem Ziel gegründet, im über Jahre leerstehenden Gasthaus Reinstorf diese Form kulturübergreifender Gemeinwesen-Arbeit zu bündeln und darüber hinaus die Vernetzungen zu Vereinen und Institutionen der Region zu vertiefen. Menschen mit Migrationshintergrund sollen Kontakte zu bestehenden Gemeinwesen-Strukturen eröffnet werden, gleichzeitig die Möglichkeit zur eigenen kulturellen Präsentation von Musik, Kunst, Film, Literatur, Mode, Küche. Damit ist ONE WORLD die einzige Institution dieser Art im Landkreis. Geplant ist weiter die Einrichtung von Praktikums-, Arbeits- und Ausbildungsstellen für Gastro und Event - zur Zeit sind Migranten ehrenamtlich aktiv im Kulturzentrum eingebunden.
Seit am 4.3.2018 das Haus eröffnet wurde, sind Künstler*innen z.B. aus Syrien, Irak, Iran, Senegal, Ghana, Südafrika und 12 weiteren Ländern aufgetreten. Mit durchschnittlich 3 Veranstaltungen pro Woche bereichert ONE WORLD schon jetzt das soziale Leben im Gemeinwesen des Landkreises und erzeugt über die Gemeinde hinaus einen Abstrahleffekt als Beispiel solidarischen Miteinanders. Um den Inhalten weitere Resonaz zu verschaffen, sind Multimedia-Dokumentationen vorgesehen für Online-, Schulmaterial-, Kino- und TV-Verwendung.
Kurz: Wir wollen in der Region Ansprechpartner, Koordinator, Forum und Bühne für alle in der ländlichen Region sein, die das Zusammenleben und die gegenseitige Unterstützung zwischen den Kulturen suchen und fördern wollen. Um dieses Ziel effizienter zu gestalten, breiter zu publizieren und zu verankern reichen die bisher rein ehrenamtlichen Strukturen nicht aus. Es bedarf einer Organisations-Struktur mit gesamt 2 festen Planstellen und technischer Optimierungen, um deren Förderung wir uns bewerben.
Aus der täglichen Betreuungsarbeit haben sich aus Sicht der ehrenamtlich über nunmehr 6 Jahre in der Geflüchteten-Arbeit tätigen Vereinsmitglieder folgende Problemfelder mit höchster Priorität für die Geflüchteten herausgestellt:
- keine Möglichkeiten, während der langwierigen Anerkennungs-Prozedur sinnvoller und gesellschaftlicher anerkannter Betätigung nachzugehen
- geringe Möglichkeiten die eigene Kultur darzustellen, bzw. sie in Dialog mit der Kultur des Gastlandes treten zu lassen
- weitestgehender Ausschluss von gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten
- besonders verstärkt durch schwierige Mobilitätsanbindung im ländlichen Raum
- hohe sprachliche und auf die Vorausbildung bezogene Zugangsschwellen zu Arbeitsmöglichkeiten
Folge:
- gesellschaftliche Isolation und Vereinsamung
- zuzüglich Flucht-Traumatisierung verstärkte Entwicklung depressiver Neigungen bzw. Erkrankungen
- bedingt hierdurch hohe Gefährdung durch Alkohol- und Drogenabhängigkeit
- Abrutschen in kriminelle Aktivitäten
Deshalb wurde der Verein gegründet, um einen Ort zu schaffen, an dem nachhaltig gesellschaftliche, kulturelle und perspektivisch Ausbildungs-Integration möglich wird. Es gibt im Landkreis kein vergleichbares integriertes Zentrum. Die in der Kurzbeschreibung skizzierten Projekte sollen die Arbeit im zweiten Jahr vertiefen mit effizienteren und professionellen Strukturen versehen. Dies wird jedoch ohne mehr Zeitaufwand, somit Schaffung von in Summe 2 Stellen (Schnittstelle zu bestehenden Gemeinwesen-Strukturen, Kümmerer, Konzeption und Koordination interkultureller Veranstaltungen, technischer Aufrüstung und Intensivierung der Kommunikation) nicht möglich sein.