"In meinen sieben Jahren als Inhaber des heutigen `Kiosk am Westpark´ im Zentrum des Emsviertels habe ich die Menschen hier, ihre Wünsche, Sorgen und Nöte tagtäglich hautnah erlebt. Ich habe versucht zu helfen, wo ich konnte", erzählt Jasmin Kruškić. "Im Grunde war ich schon damals Gemeinwesenarbeiter. Wenn sich Gruppen unterschiedlicher Herkunft gleichzeitig in meinem Kiosk aufgehalten haben, hatte ich regelmäßig Angst." Das Emsviertel ist ein Quartier mit besonders auffälligen Sozialindikatoren: Über zwei Drittel der hier lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund, mehr als ein Viertel der Einwohner/innen steht im SGB II-Leistungsbezug. Wohnbebauung und Wohnumfeld sind überwiegend monoton, teilweise vernachlässigt. Es gibt nur sehr wenige soziale Einrichtungen. Das Emsviertel ist bisher kein Gebiet der Städtebauförderung und wird dies nach jetzigem Kenntnisstand auch absehbar nicht werden. Der vom Antragsteller seit Ende 2010 im Emsviertel betriebene Treffpunkt Pregelstraße, in dem Jasmin Kruškić heute als pädagogischer Mitarbeiter tätig ist, bietet den Bewohner/innen vor allem einzelfallbezogene Unterstützung an (Beratung/Vermittlung) und ist zugleich Heimat einiger interessenbezogener Gruppen, die sich dort treffen. Die vorhandenen Ressourcen lassen es aber nicht zu, im Sinne eines Quartiersmanagements für das Emsviertel tätig zu werden. Dieses Defizit soll mit diesem Projekt behoben werden. Es beinhaltet Maßnahmen zur Verbesserung der quartiersbezogenen Zusammenarbeit, zur Unterstützung von Freiwilligeninitiativen und zur Aufwertung des Quartiersimages durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit. Zentraler und deshalb titelgebender Projektbaustein ist der Aufbau eines "Quartiersforum Emsviertel". Beim Antragsteller beschäftigte Mitarbeiter/innen, die bereits jetzt verlässliche Ansprechpartner/innen im Quartier sind, sollen durch entsprechende Arbeitszeitaufstockung und nach einer Weiterqualifizierungsmaßnahme am Projektbeginn die Projektdurchführung als zusätzliche Aufgabe übernehmen. "Wir müssen noch mehr als bisher mit den Menschen und den Akteuren hier ins Gespräch kommen. Wir brauchen eine Bündelung der Interessen im Emsviertel, so dass alle an einem Strang ziehen. Und wir müssen dringend noch mehr für das Image des Quartiers tun", sagt Kruškić. Aufgrund seiner eigenen Fluchtgeschichte weiß er, was Entwurzelung bedeutet. Mit Hilfe des Projektes möchte er im Emsviertel ein Netz aufspannen, das Halt und Sicherheit geben kann - ohne Angst.
Das Emsviertel ist Teil des Stadtbezirks Weststadt, einer Trabantenstadt der 1960/1970er Jahre mit rund 24.000 Einwohner/innen, die durch ihre Randlage jenseits einer Stadtautobahn räumlich vom restlichen Stadtgebiet abgetrennt liegt. In der Weststadt gibt es bereits zwei Städtebauförderungsgebiete ("Stadtumbau West - Ilmweg" und "Soziale Stadt - Donauviertel"). Das Emsviertel konnte trotz seiner signifikanten Sozial- und Baustruktur bisher nicht von Fördermaßnahmen profitieren, so dass ein aus Sicht des Antragstellers dringend erforderliches Quartiersmanagement dort bisher nicht eingerichtet werden konnte. Die Angebote im "Treffpunkt Pregelstraße" können diese Lücke nicht füllen. In zahlreichen Einzelgesprächen mit Bewohner/innen wird die negative Grundstimmung vieler Menschen im Quartier deutlich: Sie resignieren aufgrund subjektiv empfundener Perspektivlosigkeit oder fühlen sich fremd und gesellschaftlich nicht mitgenommen. Diesen Zustand, der oft Entwicklungen hemmt, will das Projekt aufbrechen. Systematisch sollen die Potenziale für Engagement und Teilhabe der Bewohner/innen erfasst und in Kooperation mit allen Beteiligten zur Entfaltung gebracht werden. Zentraler Kristallisationspunkt hierfür wird das "Quartiersforum Emsviertel". Dort laufen alle Fäden der Quartiersarbeit zusammen, dort ist der Ort, gemeinsam Ideen zu entwickeln und ihre Umsetzung zu organisieren. Ergänzt wird dies durch die Unterstützung einzelner Freiwilligeninitiativen und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit zur Imageverbesserung. Aufgrund des sehr hohen Anteils der Migrationsbevölkerung sind eine kultursensible Vorgehensweise und entsprechende Sprachkenntnisse bei allen Maßnahmen erforderlich.