Das Projekt wird ergänzend zu zwei Stadtteiltreffs herausfinden, welche Menschen mit welchen individuellen "Ankommens-"Geschichten die aktuelle Nachbarschaft bilden. Eine neue Gehstruktur ins Viertel erweitert die bisher nur mögliche Kommstruktur der Treffs. Der Blick wird nicht nur auf die Zuzüge der letzten Jahre gerichtet. Es werden gezielt Menschen angesprochen, die seit langer Zeit mit eigener Migrationsgeschichte hier leben. In den letzten Jahren gab es wesentliche Veränderungen im "Kern" des Gemeinwesens. Das Viertel ist noch vielfältiger und bunter geworden. Menschen kommen aus vielen Teilen der Welt, mit eigenen Kulturen, Traditionen und Lebensgeschichten. Was sind ihre Alltagsthemen? Was beschäftigt sie? Was macht ihnen Sorgen in diesem sich schnell verändernden Umfeld? Wie gelang bisher das Ankommen? Was bedeutet ihnen Nachbarschaft? Durch systematische Befragungen und aktivierende Methoden werden die Themen, Wünsche und Ziele der Bewohnenden erfasst und diese zur Selbsthilfe aktiviert. Dabei werden vorhandene Netzwerke genutzt und erweitert. Es werden Menschen gefunden und beteiligt, die Zugänge zu bisher verschlossenen Communities schaffen. Die "Verinselung" wird aufgebrochen, neue Verbindungen geschaffen, Brücken gebaut. Die durch den Wandel herausgeforderte Aufnahmegesellschaft wird gezielt angesprochen und einbezogen. Die Menschen nutzen und erschließen sich gemeinsam neue Räume. Erweiterte Teilhabe- und Teilgabemöglichkeiten entstehen und der bereits vorhandenen Vereinsamung wird entgegengewirkt. Begegnungsräume und Begegnungsanlässe werden systematisch mit den Bewohnenden initiiert und gefestigt. Der Zugang zur bestehenden sozialen Infrastruktur wird erleichtert, die Treffs als ganz eigene "Inseln" eingebunden. Menschen entdecken, dass sie ähnliche Themen und Fragestellungen im Alltag beschäftigen und sie diese gemeinsam bearbeiten und voneinander lernen können. Das "Ankommen" verbindet die Menschen über Generationen hinweg. Sie entwickeln Aktivitäten, um den "sozialen Kitt" und das Miteinander als Nachbarschaft zu stärken. Eigene Ressourcen werden entdeckt und für "Schwächere" im Viertel eingesetzt. Aus Rückzug wird wieder Öffnung/Interesse an den anderen. Die Menschen identifizieren sich wieder mit ihrem Viertel, mit ihrem "Kiez" und leben gerne hier. Sie betrachten die Vielfalt als Vorteil und Stärke des Quartiers, sehen ihre eigene Zukunft und neue Heimat hier - aus "Ankommen" wird "Bleiben" aus "Verinselung" wird "Gemeinschaft"!
Das Viertel Berliner Straße ist seit Jahrzehnten ein Ankommensquartier von Menschen aus vielen Teilen dieser Welt. Die Gründe für den Zuzug sind aktuell oft Kriege und globale Krisen, aber auch die Suche nach einem besseren Leben für sich und die eigene Familie. Da die Gründe für die Migration der Menschen eher fremdbestimmt waren, haben sie sich hier zunächst in ihren Communities zusammengefunden und zum Teil eigene Strukturen der Alltagsbewältigung aufgebaut. Das gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und "Heimat" in einem für sie meist sehr fremden Umfeld. Sie nutzen Beratung und Unterstützung in den vorhandenen Stadtteiltreffs, ziehen sich aber sonst sehr ins Private zurück. Es kommt zunehmend zur "Verinselung" von Gruppen in einem Nebeneinander der Nachbarschaften. Fremdheit und Distanz sind prägend. "Die" und "Wir" sind häufige Zuweisungen, Verständnis füreinander und der Blick auf das Verbindende schwindet. Langjährige Bewohnerschaft überfordert die rasante Veränderung des Viertels, sie fühlen sich oft nicht gesehen und abgehängt - fremd in ihrem eigentlich gewohnten Umfeld. Insgesamt entsteht vermehrt eine angespannte Stimmungslage und schwindende Kommunikation untereinander. Gut 70% der Bewohnerschaft hat eine Zuwanderungsgeschichte, ca. die Hälfte einen ausländischen Pass und fast jede/r Vierte eine eigene Fluchtgeschichte. Es ziehen im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit zahlreiche Menschen aus Osteuropa, vor allem aus Bulgarien und Rumänien ins Viertel. Der Zugang zu diesen Gruppen scheint besonders schwierig. Die Treffs sind stark ausgelastet mit Beratung und Unterterstützung in einer "Kommstruktur". Eine "Gehstruktur" ins Viertel ist bisher kaum möglich.