Im Quartier Burgdorf-Süd kommen Menschen aus über 50 Nationen auf engem Raum in Stadtrandlage zusammen. Viele leben in prekären sozialen u. wirtschaftlichen Verhältnissen, haben eine Migrationsgeschichte u. häufig erschwerte bis keine Zugänge zu Teilhabemöglichkeiten.
In den letzten Jahren richteten wir unsere Arbeit im Nachbarschaftstreff (NBT) mithilfe der Förderung „Gute Nachbarschaft“ neu aus u. etablierten GWA im Quartier. Dadurch konnten wir sehr viele Menschen aktivieren, Netzwerke aufbauen, Teilhabe ermöglichen und uns fachlich weiterqualifizieren. Unsere Arbeit hat nicht nur das Quartier verändert, sondern wirkt auch in die Gesamtstadt.
Gleichwohl stehen wir vor neuen großen Herausforderungen:
1.Seit Corona beobachten wir einen enormen Anstieg von Häuslicher Gewalt. Wir erleben, dass Frauen sich ihrer Rechte immer bewusster werden u. Gewalt nicht mehr dulden. Wir unterstützen sie bei der Vermittlung zu Hilfsangeboten u. der Flucht ins offene Frauenhaus Burgdorf, mit dem wir im engen persönlichen Austausch sind. 2. Direkt im Quartier erleben wir die Auswirkungen der beginnenden Aufhebung der Mietpreisbindung in den Sozialwohnungen. 3. Arbeiten wir an einer gemeinsamen Lösung mit der Kommune zur langfristigen Finanzierung des Treffpunktes.
Diese Herausforderungen gehen wir mit unserem neuen Projekt gezielt an:
1. Um der steigenden Häuslichen Gewalt entgegenzuwirken, kooperieren wir mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen und implementieren das Präventionskonzept StoP©-„Stadtteile ohne Partnergewalt“ im NBT. Dies sieht die Gründung einer „Aktivengruppe“ vor, die durch unsere Fachkraft für Gewaltprävention begleitet wird. Gemeinsam klären sie niedrigschwellig über das Thema auf. Zielstellung: Vernetzung burgdorfweit u. Zusammenarbeit mit Kooperationspartner*innen, insbesondere dem Frauenhaus.
2. Wir nutzen unsere aufgebaute GWA u. vertiefen sie, aktivieren mehr Menschen u. ermutigen sie mehr Verantwortung einzunehmen. Der Bewohnertreff Ostlandring soll Zuwachs u. Beteiligung erfahren und die vorhandene Ressourcen im Quartier nutzen.
3. Unsere Partnerschaft mit der Kommune soll in eine langfristige gesicherte Finanzierung münden. Wir gestalten das Integrationskonzepts der Stadt aktiv mit, nehmen regelmäßig an themenbezogenen politischen Gremien teil. Wir entwickeln u.a. Veranstaltungen zur Kommunalwahl, mit Politiker*innen u. (Neu-) Wähler*innen und ermöglichen so niedrigschwellige Teilhabe und Demokratie für Alle.
Das Quartier Burgdorf-Süd bewohnen seit vielen Jahren Menschen aus meist prekären wirtschaftlichen u. sozialen Lebensverhältnissen, oft mit Migrationsgeschichte. Das schlechte Image des Gebiets in Stadtrandlage, die wenigen Begegnungsorte u. Teilhabemöglichkeiten sorgten für Konflikte. Die Arbeit des NBT konnte bei der Gestaltung des Lebens begleiten u. unterstützen. Mittlerweile sind wir für Viele durch die über Jahre aufgebaute Vertrauensbasis die 1. Anlaufstelle bei Problemen u. in der Not. So bekommen wir private Einblicke ins Leben der Menschen, führen deeskalierende Gespräche, erfahren von Gewaltbereitschaft in der Familie u. begleiten Frauen in Not beim Weg aus der Gewalt zu Beratungsstellen/ins Frauenhaus.
Aktuell bilden sich besondere Herausforderungen ab: Wir erleben einen Anstieg von Fällen Häuslicher Gewalt. Durch offene Thematisierung, Beratungsangebote im NBT u. Besuche vom/beim Frauenhaus sind sich Frauen ihrer Rechte u. dem Unrecht bewusster u. wenden sich im Vertrauen an uns. Dazu kooperieren wir mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen u. planen gemeinsam die Implementierung des StoP©-„Stadtteile ohne Partnergewalt“-Konzepts im NBT. Eine weitere Herausforderung stellt die Aufhebung der Mietpreisbindung der Sozialwohnungen im direkten Straßenzug dar. Folgen: Mieterhöhung u. Wegzug. Die daraus entstehende Verunsicherung u. Zukunftsangst führen zu erhöhtem Aggressionspotential.
Durch die Förderung „Gute Nachbarschaft“ konnten wir unsere Arbeit im Quartier (fachlich) vertiefen u. GWA etablieren. Die Kommune unterstützt uns dabei mit Mietzahlungen/Stellenanteilen/Kooperationen; eine nachhaltige Finanzierung konnten wir bislang noch nicht erreichen.