Das Musikerviertel, geprägt von Bestandsbauten aus den 60er Jahren, ist bezogen auf seine Bevölkerungsstruktur ein junges Quartier im nordosten der Stadt Bergen und besteht aus ca. 1000 Einwohnern.Im Rahmen des Konversionsprozesses sind in kurzer Zeit die hier stationierten Nato-Angehörigen und ihre Familien 2015 aus dem Quartier fortgezogen.Analog sind Familien und junge Erwachsene zugezogen, die unzureichend am gesellschaftlichen Miteinander teilhaben - daher wird ein Quartiersbegleiter eingestellt und die Gemeinwesenarbeit gefördert. Mit dem Zuzug neuer Bewohner besteht die Chance und Herausforderung ein neues Stadtteilleben zu erfinden, aktiv zu gestalten sowie fruchtbare Entwicklungsprozesse im Sinne eines positiven Miteinanders anzuschieben. Der Quartiersbegleiter erarbeitet mit den Bewohnern, wie die Lebensverhältnisse vor Ort verbessert werden können. Die Motivation zur Teilnahme an Treffs sowie zur Wahrnehmung von Gestaltungsmöglichkeiten des Wohnumfeldes und der Bedarf an Beratung wurden bereits mit Bewohnern in Form von Bürgersteiggesprächen und aufsuchender Arbeit eruiert. U.a. wurden Ideen zur Ausgestaltung von Grünflächen, eines Spielplatzes und eines Frühstückstreff geäußert. Zu Projektbeginn werden Methoden, die Menschen im Quartier aktivieren und ihre Vorstellungen in den Fokus rücken, einen besonderen Schwerpunkt ausmachen – insbesondere Bürgersteiggespräche, Streetwork und aufsuchende Arbeit. Ausgangspunkt für die konkrete Gestaltung der Gemeinwesenarbeit im Quartier sind die Vorstellungen der Bürger vor Ort. Eingerichtet wird eine erste Anlaufstelle im Quartier, in der Beratungen, Begegnungen und Bildungsangebote umgesetzt werden können, sobald die Stelle von den Quartiersbewohnern anerkannt wird. Die konkrete Ausgestaltung der Angebote und die räumliche Gestaltung (eigene Bilder aufhängen usw.) der Anlaufstelle wird von den Bewohnern in Begleitung und Unterstützung vom Quartiersbegleiter erarbeitet. Um Aktivitäten umzusetzen, wird ein Aktivitätenfond für das Quartier eingerichtet, dessen Fördermodalitäten niederschwellig sind. Eine mit den Bewohnern eingerichtete Bürgerjury entscheidet über die Förderung von Initiativen. Bürgervertrer werden als Interessenvertreter gewählt und in Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse, mit Unterstützung vom Quartiersbegleiter, einbezogen. Der Quartiersbegleiter wird innerhalb der Verwaltung im Bürgerservice angesiedelt und eingebunden, um Bedarfe der Bürger schnell an geeigneter Stelle anzubringen.
Die Bewohnerstruktur ist von einem deutlich überdurchschnittlichen Sozialhilfebezug (ca. 50 Prozent der Bewohner von Geschosswohnungen im Quartier) und Ausländeranteil (knapp 30 Prozent) geprägt. Viele der zugezogenen Einwohner_innen weisen neben den dargestellten Gegebenheiten weitere Aspekte auf, die auf einen erhöhten Förderbedarf schließen lassen: Viele Menschen haben Fluchterfahrungen in den zurückliegenden vier Jahren gemacht und benötigen aufgrund traumatisierender Erfahrungen sowie sprachlicher Barrieren besondere Unterstützung - viele derjenigen, die neu hinzugezogen sind, kommen aus Syrien, Afghanistan sowie aus dem Irak aber auch aus Osteuropa. Ferner befinden sich viele Bewohner bereits seit langer Zeit im Leistungsbezug. Vielfach lassen sich Reproduktionen sozialer Ungleichheiten und Partizipationsasymmetrien über Generationen hinweg konstatieren.
Um eine Reduktion sozialer Segregation zu erzielen, müssen Ansätze umgesetzt werden, die Partizipation im Musikerviertel und darüber hinaus fördern. Insgesamt werden Menschen aus dem Quartier aktuell unzureichend erreicht und aktiviert.
Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass die Einwohner erst kürzlich in das Quartier neu zugezogen sind und damit verbunden Findungsprozesse und Konflikte stattfinden, die vor dem Hintergrund der Sozialstruktur im Quartier präventiv in Form eines Kümmerers, Aktivierers, Beraters und Vermittlers begleitet werden müssen. Die vom Kümmerer eingesetzten Methoden leiten sich dabei aus den Gegebenheiten vor Ort ab. Ziel ist es, fruchtbares Zusammenleben und ein positives Gemeinschaftsgefühl, das von möglichst vielen mitgetragen und - gestaltet wird, zu fördern.