Mentor*innen sind unerlässlich, will man mit Erfahrung und Wissen andere Menschen unterstützen und begleiten. Dies liegt für berufliche Netzwerke auf der Hand. Die Funktion von Mentor*innen lässt sich aber auch für Nachbarschaften nutzen, die Entwicklungsbedarf haben. Der Nienburger Stadtteil Nordertor ist ein solcher: Er ist stark vom demographischen Wandel, Auflösung von Nachbarschaftsverbunden und aktuellen Migrationsprozesse geprägt. Zudem schneidet das Nordertor im Hinblick auf Beschäftigungsquoten unterdurchschnittlich ab. Es besteht also klarer Handlungsbedarf, um das gemeinschaftliche Miteinander zu fördern. Ansonsten könnten sich alters- kultur- und stratifizierungsspezifische Gräben vertiefen. Da ist es wohl "Ehrensache", die (bessere) Zukunft mitzugestalten?! Nordertor-Mentor*innen engagieren sich im Nordertor (bereits) ehrenamtlich, sind als Mentor*in Vertrauensperson ihrer eigenen 'peer group', Fachperson für ein bestimmtes Gebiet und zudem Ansprechperson für andere (Mentor*innen, Akteure, Bewohner*innen, Betriebe etc.) und gehen mit gutem Beispiel an Bürger*innen-Engagement voran. An engagierten Bewohner*innen mangelt es nicht im Nordertor. Aber eben an entsprechenden Netzwerken, die Engagement und Fähigkeiten zusammenbringen. Nordertor-Mentoring bringt also die junge arbeitssuchende Migrantin, vielleicht als Expertin für moderne Kommunikationsmedien, mit der alteingessenen Nordertor-Bewohnerin zusammen, die die Betriebe im Stadtteil wie ihre Westentasche kennt, aber mehr über die neuen Medien erfahren möchte. Im Nordertor liegt hierfür großes Potential. Dieses soll vom bereits ansässigen "Mitmachladen" aus mit einem Kompetenz-Tausch-System in neue Bahnen gelenkt werden. Wir wollen dabei nicht nur die Ressourcen der Bewohner*innen, sondern auch die Struktur von Gewerbe und Gemeinwesen als weiteres Potential vor Ort nutzbar machen: die Verankerung einer vielschichtigen lokalen Ökonomie, einer wachsenden GWA-Struktur und vorhandener NPO's. Durch Ansprache aller BewohnerInnen, gezielte Angebote zum Engagieren und Mitmachen, dem Gewinnen von Mentor*innen und Einbinden der lokalen Ökonomie einerseits und durch stärkere Vernetzung mit anderen Akteuren - insbesondere dem Stadtteilhaus Nordertor - andererseits soll das ganze Nordertor gestärkt werden. Die Mentor*innen sind wichtige Türöffner*innen für neue starke Kooperationen, die das gemeinsame Ziel haben, ihren Stadtteil nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. "Nordertor ist (eben) Ehrensache"!
Im Nordertor bestehen Hürden für Integration, gesellschaftliche Teilhabe (etwa über Beschäftigung) und nicht zuletzt für ein gemeinschaftliches Miteinander. Hier leben heterogene Bevölkerungsgruppen, allerdings bis dato mehr neben- als miteinander, und es kommt gleichzeitig immer wieder zu sozialen Spannungen. Seit September 2015 wird in einem als Sanierungsgebiet ausgewählten Teil des Nordertors im Rahmen von "Soziale Stadt" GWA/QM aufgebaut. Insofern sind - räumlich begrenzt - erste Strukturen zur GWA/QM vorhanden und bestimmte Bewohner*innen-Gruppierungen beteiligen sich aktiv. Aber die Ressourcen etwa der Älteren und der Nachbarschaften im Ganzen konnten bisher noch nicht bzw. nur unzureichend genutzt werden. Gleiches gilt für Migrant*innen (aller Altersgruppen), nicht zuletzt für jene, die erst seit kurzem im Nordertor leben. Überproportional gehören hierzu jüngere Altersgruppen. Auch das Interesse der lokalen Ökonomie für die spezifischen Veränderungsprozesse vor Ort konnte bisher kaum geweckt werden. Außerhalb des räumlich begrenzten Sanierungsgebietes existiert im Nordertor seit 2017 der Mitmachladen, der bis Ende 2018 als BIWAQ-Projekt den Bereich "Beschäftigung und Qualifizierung" im Gemeinwesen bearbeitet. Hier sind erste Kontakte zur lokalen Ökonomie entstanden, die aber weiter intensiviert werden müssen. Der Standort des Mitmachladens bietet Räumlichkeiten für vielfältige offene Angebote. Hier soll das Kompetenz-Tausch-System entwickelt, lokalisiert sein und damit das Nordertor-Mentoring ausgebaut werden. Er ist eine wichtige Ergänzung zu den Angeboten des Stadtteilhauses und der dort vorhandenen - räumlich noch sehr begrenzten - sozialen Infrastruktur.