Im Stadtteil Borssum ist wegen der starken Zuwanderung und des hohen sozial-integrativen Entwicklungsbedarfes im Jahr 2016 mit dem Aufbau der Gemeinwesenarbeit begonnen worden. Mit dem Leuschnertreff und dem Schulhaus Borssum sind neue Anlaufstellen mit Treffpunktcharakter entstanden. An beiden Standorten wird in enger Zusammenarbeit mit der Flüchtlingssozialarbeit der Kontakt zu den verschiedenen Bewohnergruppen hergestellt und mit ihnen an der Gestaltung des Zusammenlebens gearbeitet. Nachdem für die neuen Fachkräfte vor Ort die Orientierungsphase mit dem Kontaktaufbau zu den örtlichen Institutionen abgeschlossen ist und verschiedenste neue Aktivitäten und Angebote initiiert sind, sollen mit dem Teilprojekt „Räume für Begegnung, Bildung und Nachbarschaft“ der Arbeitsansatz der GWA im Stadtteil fest verankert und der Übergang von der Förderphase in die Verstetigung der Strukturen gelingen. Dazu sind zwei Arbeitsschwerpunkte geplant:
1. Zusammenwirken am Standort des Schulhauses: Durch die Nutzung der Hausmeisterwohnung für die Stadtteilarbeit ist die Öffnung der Oberschule eingeleitet.Im Kontakt sind Ideen zur Belebung weiterer Begegnungsräume entstanden, die zusammen mit Lehrkräften und der Schulsozialarbeit unter Beteiligung der Schüler*innen, Familien, Bewohnern und Institutionen aus der Nachbarschaften umgesetzt werden sollen. Im Mittelpunkt steht dabei die Umgestaltung und multifunktionale Nutzung der Pausenhalle. Dadurch bekommen Schule und Stadtteil einen Ort für das generationenübergreifende Lernen und die kulturelle Bildung. Die Aktivitäten greifen Anregungen aus der Schüler- und Nachbarschaft auf (singen, trommeln, malen, Theater spielen, plattdeutsch sprechen) und helfen, das Miteinander zu stärken.
2. Zusammenwirken an beliebten Treffpunkten/informellen Lernorten: Die Projektmitarbeiterinnen verstärken ihren Einsatz zur Verbesserung der Aufenthalts- und Nutzungsqualität von öffentlichen Treffpunkten. Ein zentrales Projekt in diesem Handlungsfeld ist die Beteiligung der Bürger an der Sanierung „ihres“ Freibades. Die GWA unterstützt die Stadtteilinitiative Borssum (SIBO) bei der Organisation des bürgerschaftlichen Engagements und nutzt die Aktivitäten, um auch zurückgezogene und noch wenig integrierte Bewohnergruppen in den Erhalt der wichtigsten Freizeitstätte des Stadtteils einzubinden. Beispielgebend hierfür ist unter anderem die Planung und Neugestaltung eines stark verwilderten Bolzplatzes mit Jugendlichen aus dem Wohnumfeld.
Die Gründung und die Aktivitäten der Stadtteilinitiative Borssum sind Ausdruck der Sorge über den Wandel des Stadtteils zu einem Gebiet mit umfassendem städtebaulichen und sozialen-integrativen Handlungsbedarf. Das kommunale Klimaschutzkonzept (2010) und das Stadtentwicklungskonzept Wohnen (StEK 2013) stellen übereinstimmend Defizite im Gebäudebestand und den Wohnumfeldern fest und weisen mit Blick auf eine nachhaltige Stadtentwicklung auf großen (energetischen) Sanierungsbedarf hin. Die Jugendhilfe sieht in diesem besonders kindereichen Gebiet einen Ausbau- und Sanierungsstau in den Einrichtungen zur Kinderbetreuung und der Jugendarbeit. Die Sozialplanung stellt einen starken Anstieg des Transleistungsbezuges und einen besonders hohen Zuzug von Flüchtlingen sowie extreme Armutsquoten im sozialen Brennpunkt Wilhelm-Leuschner-Straße fest.
Der Gesamtsituation kann nur durch den Aufbau von Basisstrukturen zur Stärkung des Gemeinwesens, durch eine gesteuerte Projektentwicklung und einen gezielten Mitteleinsatz im Quartier begegnet werden. Neben der Teilnahme an den Modellvorhaben für die GWA/QM wurde ein integriertes energetisches Quartierskonzept für Borssum erarbeitet und beschlossen. Auf diesen Grundlagen wird zur Zeit ein umfassender Stadtteilerneuerungsprozess unter Einsatz von StädtBF-Mitteln vorbereitet. Die Sanierung des Freibades ist jüngst als Maßnahme in das Programm „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ aufgenommen werden.