Die Northeimer Südstadt erhält eine Anlaufstelle und einen Treffpunkt für alle Bewohner*innen. Aktivitäten und Angebote, die die Bedarfe und Interessen der Anwohner*innen aufgreifen, führen zu einer Verbesserung der Lebensqualität im Wohnviertel.
Bei der Northeimer Südstadt (ehemals Soziale Stadt Gebiet) handelt es sich um ein am Rande der Stadt gelegenes Wohnviertel, das im Kern aus Wohnblocks und drei großen Hochhäusern besteht. In den letzten Jahren unterlag das Viertel mehreren "fremdbestimmten" Veränderungen im Bezug auf die Wohnstruktur. Nach einer sukzessiven "Entwohnung" zahlreicher Gebäude, wird seit einem halben Jahr die Renovierung und Wiedervermietung aktiv durch eine Wohnungsgesellschaft betrieben. Die Anwohner*innen konnten bei all diesen Entwicklungen nie entscheidend in die Veränderungen eingreifen. Das neue Gemeinwesenprojekt "Gemeinsam in der Südstadt - Vielfältig miteinander leben und gestalten - Südstadt im Wandel" soll eine verlässliche Struktur und Anlaufstelle aufbauen, die den Anliegen Gehör und Raum schenkt. Durch aktive Befragung und diverse Methoden der Gemeinwesenarbeit soll das Viertel wieder attraktiver werden und an der gemeinsamen Identität der Bewohner*innen angesetzt werden. Die Interessen und Ressourcen der Anwohner*innen sollen dabei sichtbar werden und u.a. zum aktiven und friedlichen Miteinander einen entscheidenden Beitrag leisten. Die Anlaufstelle unterstützt die Bewohner*innen ihre Interessen zu artikulieren und Aktivitäten umzusetzen. Zunächst wird es darum gehen die Anlaufstelle aufzubauen, Vertrauen zu gewinnen, die Bewohner*innen untereinander bekannt zu machen und zu mobilisieren. Gemeinsam mit ihnen werden Aktivitäten umgesetzt und Veränderungen angestoßen. Denkbar sind etwa künstlerische Aktivtäten zur Verschönerung des Wohnumfeldes, das Anlegen eines Gemeinschaftsgartens, Nachbarschaftshilfe und Tauschbörsen, das Schaffen von Freizeitangeboten und selbstorganisierten Treffen uvm. Daneben wird durch die Anlaufstelle der Zugang zu Angeboten außerhalb des Viertels verbessert und durch Kooperationen mit anderen Trägern der Stadt Northeim das Angebot im Viertel bedarfsorientiert ausgebaut. So wird sich durch Kooperationen und durch aktive Anwohner*innen die Wohn- und Lebensqualität im Viertel verbessern und so eine Bereicherung für alle sein.
Das Quartier wird seit mehr als 25 Jahren vorzugsweise von Migrant*innen und Familien, die von Transferleistungen leben, bewohnt. Es handelt sich um ein ehemaliges Soziale Stadt Gebiet. Die Werk-statt-Schule (WsS) ist seit ca.15 Jahren in dem Quartier präsent, u.a. von 2009-2012 in einem durch Bundesmittel geförderten Gemeinwesenprojekt (BIWAQ). Vor ca.10 Jahren fing die verantwortliche Immobilienfirma an, die Wohnsubstanz zu "entwohnen", es gab konkrete Pläne für den Rückbau der Hochhäuser, viele Wohnungen, Häuserblöcke und die drei großen Hochhäuser standen jahrelang leer, es herrschte eine "geisterhafte" Stimmung. Seit einem knappen Jahr werden die leerstehenden Wohnungen wieder bewohnt. Die Migrationsberatung berichtet, dass zahlreiche Geflüchtete in die Südstadt ziehen, nachdem sie zuvor über Zuweisung auf den Dörfern gelebt haben und nun in die Kreisstadt ziehen möchten. Außerdem ist zu beobachten, dass Student*innen aus dem ca. 30 km entfernten Göttingen in der Südstadt günstigen Wohnraum gefunden haben und sich hier ansiedeln. (Siehe Homepage der Wohnungsgesellschaft www.schoener-wohnen-northeim.de/Neues_Leben.php). Gleichzeitig haben einige (Groß-)Familien während der ganzen Zeit in der Südstadt gelebt und haben hier gefühltes "altes Hausrecht". Diese Nachbarschaft birgt Konfliktpotential aber auch Chancen. Noch gibt es nur anonyme Grünflächen und keinerlei Orte mit Treffpunktcharakter. Die neue Wohnungsgesellschaft ist aktiver als die vorherigen. Eine aktive Gestaltung des Wohnumfelds scheint derzeit möglich. Die neue Phase der Bewohnung soll nun durch die Betroffenen selbst besser begleitet und durch gemeinwesenorientierte Angebote aktiv gestaltet werden.