Im Mai 2018 hat die Celler Zuwanderungsagentur in einem Quartier im Stadtteil Vorwerk – in dem viele Flüchtlingsfamilien Wohnung gefunden hatten – das Begegnungszentrum "Frauen(t)räume - Räume für Frauen" eröffnet.
Mit einem Selbstverwaltungsteam (von den Frauen selbst „Parlament“ genannt) werden ein wöchentliches Programm und Einzelveranstaltungen angeboten. „Frauen(t)räume“ wird sehr gut angenommen und hat sich über die Grenzen Celles hinaus positioniert. Ein Besuch der Nds. Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe hat zur erhöhten Popularität beigetragen.
Sowohl die im Selbstverwaltungsteam ehrenamtlich tätigen Frauen (die 2018 in 8 Monaten mit 875 Stunden Haus & Garten räumlich gestalteten und inhaltlich füllten) als auch die Teilnehmerinnen sind dankbar und froh, dass sie dieses Zentrum zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung und zum Netzwerken nutzen können. Kooperationspartner würdigen das Zentrum als Bereicherung für die gesamte Stadt und sehen es als Ergänzung eigener Angebote.
Mit der dritten Förderperiode soll durch die Übernahme weiterer verantwortungsvoller Tätigkeiten, das Heranführen an zB PC-Nutzung, durch sportliche Aktivitäten/Ausweitung der Kooperation mit Kreissportbund und Sportverein sowie weiterer Schritte zur Integration in den Erwerbsarbeitsmarkt das Selbstwertgefühl der Frauen gestärkt werden. Theoretische und praktische Projekte zu gesundheitlichen Fragestellungen sollen die persönliche Entwicklung fördern und soziale Kontakte stiften. Insgesamt wird so die TEILHABE AM GESELLSCHAFTLICHEN LEBEN erhöht.
Damit einher geht die Erarbeitung weiterer Kompetenzen zur VERSTÄRKTEN SELBSTORGANISATION/ -VERWALTUNG des Zentrums. Mit mehr Frauen im Team wird eine Ausweitung der Öffnungszeiten angestrebt. Kooperation mit einem benachbarten Mädchenprojekt sowie Mitarbeit im Sportverein und Sozialraumgremium zielen auf Gründung eines Vereins als eigene Trägerkonstruktion für das Projekt.
Zur VERHINDERUNG DER BILDUNG EINES SOZIALEN BRENNPUNKTS soll die Wirksamkeit der Frauen in den Sozialraum erhöht werden. Unterstützt werden sollen sie durch Schulungen in Kommunikation und Konfliktmanagement. Auch dient die Kooperation mit dem örtlichen Sportverein (s.o.) als weiterer Brückenschlag vom Quartier in den Stadtteil, der durch eine unsichtbare Grenze vom Quartier getrennt ist. Offene Sprechstunden auch zur Konfliktbewältigung, Präsenz im Stadtteil und partielle Einbeziehung der Männer im Quartier/Stadtteil sollen die Prävention abrunden.
Im Quartier Himmelsberg-Talweg-Nordfeld leben nach wie vor eine Vielzahl von Frauen und Mädchen mit Fluchthintergrund. Die Stadtverwaltung Celle ist seit 2015 in der Betreuung von Geflüchteten gut aufgestellt. So haben vielfältige integrative Maßnahmen dafür gesorgt, dass es zu keinen großen Verwerfungen und Problemen im Zusammenleben von Menschen mit verschiedenem kulturellen Hintergrund kam. Dennoch erstarken immer wieder Ressentiments bei Teilen der Bevölkerung ohne und mit länger zurückliegendem Migrationshintergrund. Zudem birgt die Situation/Bevölkerungszusammensetzung im Quartier das Risiko einer Ghettoisierung.
Daher ist es nach wie vor angezeigt, Menschen zusammenzubringen, ihnen die Möglichkeit des Kennenlernes und des Abbaus von Vorurteilen zu geben, damit aus Fremden Bekannte und im besten Fall Freund*innen werden.
Das Begegnungszentrum "Frauen(t)räume - Räume für Frauen" eröffnet diese Möglichkeit speziell für Frauen. Die bisherige Zeit (in den Förderperioden) hat gezeigt, dass der Entschluss, sich ausschließlich an Frauen zu wenden, richtig ist. Die Frauen - gleich welchen Alters, welcher Herkunft oder Religion, ob aktiv im Selbstverwaltungsteam oder bei verschiedenen Anlässen ehrenamtlich tätig, oder ob "einfache" Teilnehmerinnen - sind erfolgreich in der gegenseitigen Stärkung und Ermutigung. Dieses betrifft sowohl das Feld privater Beziehungen als auch die Annäherung an das Feld der Erwerbsarbeit und die Positionierung im öffentlichen Raum.
Nach wie vor gibt es viele ungedeckter Bedarfe der Frauen und ihrer Kinder. Diese Bedarfe - zB dem Verlernen der Muttersprache bei arabischen Kindern vorzubeugen - gilt es weiterhin aufzuspüren und zu befriedigen.