Die Rotenburger Werke (RW) planen ihr 1880 gegründetes 5,5 Hektar großes historisches „Anstaltsgelände“ in der Innenstadt von Rotenburg für alle Menschen zu öffnen und damit einen zentralen Beitrag zur Innenstadtentwicklung für das Gemeinwesen zu leisten. Vision: Ein lebendiges, inklusives und klimabewusstes Wohn-, Arbeits- und Lebensquartier, das Rotenburg mit bezahlbaren Wohnangeboten in Alt- und Neubauten, mit Veranstaltungen, einer hohen Aufenthaltsqualität – ohne Autoverkehr – und lebendigen Nachbarschaften bereichert. Zentrales Anliegen eines Beteiligungsprozesses ist die Offenheit für neue Ideen, für die Wünsche aller Beteiligten und Interessenten vor Ort und ein sensibles, passgenaues Planen und Erarbeiten eines Umsetzungskonzepts in enger Absprache mit der Stadt Rotenburg. Sie hat das Innovationsquartier in ihr städtebauliches Entwicklungskonzept aufgenommen (Antrag im Juni 2021). Erste Aktionen (Infoparcours, Gardening-Projekt, Kunstprojekt „Grünes Tor“ u.a.) laden ab August 2021 ins Innovationsquartier ein und tragen, begleitet von umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit, zur Aufwertung des bis heute als Sonderwelt für Menschen mit Behinderungen wahrgenommenen Quartiers bei.
Parallel zum Beteiligungsprozess, der alle relevanten Gruppen wie Gesellschafter, Beschäftigte, Bewohnerinnen, Stadtgesellschaft, Stadtpolitik und –verwaltung einbezieht, werden Leitlinien für den unternehmensseitigen Bedarf (Wohnangebote für Menschen mit Behinderungen u.a.) entwickelt und auch rechtliche, planerische, finanzielle und zeitliche Vorklärungen getroffen. Nach der Ableitung von Szenarien für die zukünftige Entwicklung aus der Ideensammlung werden Zielsetzungen und Strategien für die Umsetzung erarbeitet. Ein Masterplan wird die Grundlage für die Umsetzung und für die Kommunikation mit potentiellen Partner*innen bilden. Begleitet wird der Prozess von dem Stadtplanungsbüro "plan zwei" und einer Projektmitarbeiterin "Gemeinwesenarbeit" (Ausbildung: LAG). Wir bitten Sie herzlich um Unterstützung für dieses Leuchtturmprojekt, das bereits sehr gut vorbereitet ist und unmittelbar vor dem Projektstart im August 2021 steht. Dieses Vorhaben ist in Deutschland einzigartig und kann wegweisend sein für andere Wandlungsprozesse. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben ist ein zentrales Ziel (UN-Konvention). Die Integration in das gesamte Gemeinwesen ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Projekts.
Die Rotenburger Werke (1.950 MitarbeiterInnen) befinden sich seit rund zehn Jahren in einem von der Aktion Mensch begleiteten "Konversionsprozess": Am Kernstandort werden Wohnplätze abgebaut, die in der Region neu entstehen. UN-Ziel: Inklusive Nachbarschaften. Dies führt zu sinkenden Bewohnerzahlen im Quartier. Zu dieser Entwicklung trägt auch das hohe Alter der derzeit 195 BewohnerInnen bei. Auch von der baulichen Seite her entstehen Freiräume: Längerfristig genügen die Gebäude im Quartier den Wünschen der BewohnerInnen nicht mehr; die Anforderungen von Seiten des Brandschutzes und der Energetik stellen eine zunehmende Herausforderung dar. Erste Gebäude wurden abgerissen.
Problemlage der als „frequenzschwach und erlebnisarm“ geltenden Innenstadt von Rotenburg laut VU / ISEK: Modernisierungsstau, immer weniger attraktive Einzelhandelsstruktur, Gefahr von Leerständen, Freiraumdefizite, fehlende Aufenthaltsqualität, demografische Entwicklung und Migration, Mangel an kulturellen Freizeitangeboten, starker Autoverkehr, Fehlen städtebaulicher Außenwirkung u.a.
Als große Chance für die Innenstadt wird die Neuentwicklung und stärkere Anbindung der Rotenburger Werke an die Innenstadt als „Lebensader“ der Stadt betrachtet. Das Quartier könnte folgende Beiträge leisten: Stärkung und Integration der Wohnnutzung (auch für Jüngere und Familien mit Kindern), Aufbau innovativer Strukturen für Dienstleistungen und Versorgung, Kultur, Gastronomie u.a. Besondere Stärke: Wertekonsens für gemeinwohlorientiertes Herangehen – insb. mit Blick auf Inklusion, bezahlbaren Wohnraum, lebendige Nachbarschaften, viel „Grün“, Klimabewusstsein und Kultur.