Im Stadtteil Neumünden in Hann. Münden wird ein Prozess des friedlichen Zusammenlebens unter multiethnischen Anwohnern*innen eingeführt. Für diese Vielfalt wurde ein Begegnungszentrum mit einer Projektkümmerin errichtet und in den ersten zwei Projektjahren die GWA aufgebaut. Nun werden im Quartier auf verschiedenen Ebenen partizipative Strukturen geschaffen und an der Verbesserung der Lebenssituation im Viertel gearbeitet.
Der ehemalige Militärstandort hat eine lange Tradition, die bis ins 18. Jh. zurückreicht. Besonders der Stadtteil Neumünden wurde durch die Pioniertradition des Ortes geprägt. Diese zeigt sich auch heute noch durch brachliegende Kasernengebäude und die Pionierbrücke, welche die einzige Verbindung zwischen Quartier und Kernstadt bildet. Diese Tradition wird sich zu eigen gemacht und umgedeutet: Die bestehenden Integrationslots*innen werden reaktiviert, erhalten eine Schulung mit GWA-Ausrichtung und werden als „Neumündener Pioneers“ in ihrem Viertel eingesetzt. Sie agieren im ursprünglichen Sinn des Wortes als Wegbereitende und Brückenbauende und haben eine zentrale Rolle bei den nachfolgenden Strukturen.
Grundsätzlich werden bestehende Bedarfe der Bewohner*innen bearbeitet und als Kommunikationsanlässe für unterschiedliche Zwecke genutzt, beispielsweise zur Aktivierung von Ehrenamtlichen oder den Abbau von Vorurteilen.
Dazu wird eine Bewohner*innenversammlung (BV) geschaffen, welche als Plattform allen Ortsansässigen offensteht und auf welcher sie sich gleichberechtigt austauschen, Ideen entwickeln und umsetzen können: beispielsweise die Verschönerung Neumündens. Daneben wird das Netzwerk Neumünden personell erweitert. Dieses bearbeitet die Schwerpunktthemen öffentliches Grün und ÖPNV. Ebenso bündeln der Landkreis und die Stadt ihre Kompetenzen und arbeiten zusammen. Die Projektkümmerin besucht in diesem Jahr - unabhängig der Förderung - den Zertifikatskurs GWA. Sie begleitet, moderiert und koordiniert mit ihrem neuen Wissensstand diese Strukturen, bevor sie verstetigt werden.
Eine Besonderheit ist die Integrationskonferenz 2023 des Landkreises/Südniedersachsens. Diese wird in Kooperation mit Netzwerk und Integrationsbeauftragtem in Neumünden ausgetragen. Dort kommen die Beteiligungsstrukturen mit der städtischen und Landkreisebene zusammen und können ihre gewinnbringenden Ergebnisse vorstellen. Durch einen zusätzlichen Fachvortrag über die GWA wird diese im gesamten Landkreis bekannt, diskutiert und idealerweise realisiert.
Hann. Münden liegt im südlichen Bereich von Niedersachsen, zwischen Göttingen und Kassel. Obwohl die Lage eine gute Verkehrsanbindung bietet, wandern die Jungen aufgrund der unzureichenden sozialen Infrastruktur in die größeren Städte ab. Neben einer hohen Jugendarbeitslosigkeit ist auch der Anteil der Menschen mit MHG überdurchschnittlich hoch, im Stadtteil Neumünden deutlich über dem Landes- und Kreisdurchschnitt. Darüber hinaus wurde in Neumünden eine Wohnanlage für Geflüchtete im Haus der Nationen eingerichtet.
Schon vor der Corona-Krise waren überproportional viele Personen auf staatl. Hilfsleistungen bzw. die Grundsicherung nach dem SGB II angewiesen, weshalb der Stadtteil ein negatives Image besitzt. Hinzu kommt noch, dass das Quartier zu nur 2% aus öffentlichen Grünanlagen besteht und an einem Hang liegt, was besonders die Mobilität der älteren Bevölkerung einschränkt. Läden und Sportangebote befinden sich alle am Fuße des Berges und das ÖPVN- Angebot ist nur unzureichend ausgebaut/mit den Abfahrzeiten der DB abgestimmt. Erschwerend kommt in den letzten Jahren verstärkt rechtes Gedankengut auf, was sich durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt hat. Die Bewohnerschaft ist nicht angemessen sichtbar und beteiligt, sie fühlt sich von der Politik im Stich gelassen.
Nichtsdestotrotz wurde mit der GWA in Neumünden schon viel erreicht: In den letzten Jahren wurden u.a. Beratungs- & Unterstützungsangebote eingerichtet, ein Netzwerk aufgebaut, vielfältige Kontakte mit motivierten Anwohner*innen im Viertel geknüpft und Ressentiments bei städtischen Vertretenden beseitigt. Damit steht zum ersten Mal die Basis, um wirklich nachhaltige Strukturen zu schaffen.