Im Projektgebiet leben 9,5 % der Einwohner*innen der Kernstadt von Northeim mit insgesamt 19.000 Einwohner*innen. In dem Quartier leben eher wirtschaftlich schwache Gruppen (v.a. Russlanddeutsche, Ausländer aus Osteuropa und dem Mittelmeerraum), die sich voneinander abgrenzen. Russlanddeutsche sind in den 90er Jahren ins Quartier gezogen und wohnen noch heute dort. Neue Nachbarn werden kaum akzeptiert. In der Folge entstehen zwischen diesen kulturellen Microcosmen Alltagskonflikte innerhalb des Quartiers.
Das Caritas-Centrum liegt am Rande des Quartiers. Aufgrund der Nähe zum Quartier kommen viele Menschen aus diesem Quartier zur Caritas in die Sozial- und Lebensberatung, die Schwangeren- und Familienberatung und um Second-Hand-Kleidung im Caritex-Laden zu kaufen.
Neben dem Quartiersbezug ist die Partizipation ein weiteres grundlegendes Kriterium bei der Planung und Umsetzung dieses Projektes. Ein Quartier lebt von Beteiligungsmöglichkeiten. Diese Erfahrung bringt die Caritas ein durch lange Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen und Flüchtlingen. Die Menschen sollen diverse Kommunikationsanlässe bekomme um eine offene Nachbarschaft zu entwickeln. Eine Anlaufstelle soll direkt im Quartier eingerichtet werden, um Nähe für die Bewohner*innen im Quartier zu signalisieren. Gruppenübergreifende Kontaktmöglichkeiten sollen angeboten werden wie z. B.: Tauschmarkt, Flohmarkt, Bürgerfrühstück, Urban gardening. Kontakte alleine führen nicht per se zum Abbau von Vorurteilen, vielmehr ist die Art und Qualität des Kontaktes entscheidend. Wir planen mit dem Projekt, dass die Beteiligten gemeinsame Identifikationsmuster herausbilden können und Empathie und gegenseitiges Vertrauen fördern. Die Aktivierung und Beteiligung der Bewohner*innen des Quartiers an diesem Prozess ist handlungsleitend. Ein weiterer Handlungsstrang für das Projekt ist die Vernetzung der Organisationen und Akteure im Quartier und deren Unterstützung. Dazu zählen z. B. die Stadt Northeim mit den Sportstätten, die Wohnungsbaugesellschaft „Wohnen in Northeim“, die Northeimer Tafel, die Kita Ostpreußenstraße, die Kita St. Marien.
Seitens der Stadt Northeim wird geplant im Rahmen des Neubaus der Sporthalle einen Sportcampus im Quartier zu errichten. Diese positive städtebauliche Entwicklung soll durch sozial flankierende Maßnahmen unterstützt werden. Die Ergebnisse dieses Projektes sollen bei der Fortschreibung des Konzeptes der Stadtentwicklung Northeim analysiert und berücksichtigt werden.
In den Beratungsdiensten des Caritas-Centrums Northeim ist der hohe Hilfe- und Informationsbedarf sowie die prekäre Lebenssituation von Menschen aus diesem Quartier aufgefallen.
Das Quartier zwischen Eisenbahn und Rhume ist geprägt von Risiken und Chancen durch das Aufeinandertreffen von benachteiligten Menschen und Menschen in gesicherten Lebenslagen. So suchen zugezogene Familien Anschluss; in den letzten Jahren vermehrt Flüchtlinge. Fehlende Sprachkenntnisse sind eine starke Barriere um Kontakte im Quartier zu knüpfen ebenso die Ablehnung und Ängste der alteingesessenen Bewohner. Von dieser sozialen Diskrepanz und Veränderung berichtete eine Mitarbeiterin des Caritas-Centrums Northeim, die in diesem Quartier vor 20 Jahren aufgewachsen. Durch ihre privaten Kontakte ins Quartier erfährt sie davon, dass neue Nachbarn ausgegrenzt und stigmatisiert werden. Die ehrenamtlichen "Erziehungslotsen" der Caritas in dem Quartier bestätigen dieses.
Das Mietniveau in vielen Mehrfamilienhäusern liegt auf Ebene von SGB II, SGB XII bzw. AsylbewerberLG. Dadurch ziehen vermehrt Menschen in dieses Quartier, die sich in prekären Lagen befinden; in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Migrationshintergründen.
Anwohner berichten, dass es gehäuft zu nachbarschaftlichen Konflikten kommt und dass es auf den Grünflächen schon lange keine gemeinschaftlichen Aktionen mehr gibt. Die unterschiedlichen Communitys leben nebeneinander her was die Vorurteile noch verstärkt.
Durch Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie berichten Menschen von Vereinsamung durch fehlende Begegnung aber auch durch das Alter. Vertraute Beziehungen sind abgebrochen, neue konnten nicht geknüpft werden.